High Five
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High Five #23: Von weltkomplexen Wissensarten, konstruktiven Diskursgeistern und sphärischen Richtungswechseln

Hallo,

zack, 2022 auch schon wieder halb rum. Eingerahmt zwischen der allgemeinen Weltschieflage (Scheiße!) und spannenden Projekten (Super!) oszillieren wir vorwärts und bemühen uns Zeit zu finden für das, was uns am Herzen liegt. Gelingt nicht immer. Immerhin hat Dirk sich ein bisschen Zeit genommen, um in einem Gastbeitrag für das Versus-Magazin über die knappe Zeit zu schreiben – und die Wichtigkeit für strukturierte Rückblicks-, Augenblicks- und Ausblicks-Räume. Wenn Ihr keine Zeit habt, klickt gerne rüber und lest das mal. Aber natürlich erst, nachdem Ihr alle Effizienzanforderungen beiseite geschoben und diesen Newsletter gelesen habt.

In diesem Sinne: bleibt gut, gesund und glücklichwerdend!
Vielen Dank euch allen fürs Lesen, Teilen und Weiterleiten. 

Auf bald,
Dirk, Jörg, Valentin


1. Worldbuilding

Worldbuilding ist eines der Konzepte, das uns seit einiger Zeit fasziniert. Aus der (Science-Fiction)-Literatur kommend geht es im Wesentlichen darum, einen komplexen Kontext zu kreieren. Jenseits von Büchern, Filmen und Spielen können solche Welten helfen, Systeme in Bewegung zu bringen und zu transformieren. Derzeit erkunden wir, wie Worldbuilding uns in Transformationsprozessen helfen kann. Zum Start möchten wir einige Lese-Empfehlungen geben. Wie immer freuen wir uns über Hinweise zu weiteren Artikeln oder Praxisbeispielen zum Einsatz von Worldbuilding zur Transformation von Systemen. Alex DancoAnn Pendleton-JullianLeah Zaidi sowie Nele Fischer geben einen guten ersten Einblick.


2. Drei Arten von Wissen

In guter Ergänzung zum Thema Worldbuilding hat uns jüngst die Unterscheidung von drei Wissensarten inspiriert. Beim Systemwissen geht es um all das, was aktuell ist. Zielwissen beschreibt alles, was werden soll. Beim Transformationswissen geht es um das Wissen darum, wie sich ein Wandel vollziehen soll und kann. Wir erleben häufig, dass System- und Zielwissen ausreichend vorhanden ist, im Bereich des Transformationswissen (oder auch einer Theory of Change) aber große Fragezeichen oder Unklarheiten herrschen. Die drei Wissensarten helfen uns, diese Leerstellen gezielter zu adressieren. Danke für den Hinweis an Björn Müller aus unserem Transformation Circle. Futures Probes hat dazu eine tolle Visualisierung auf Instagram. 


3. Innenkreis – Außenkreis

Fishbowls gehören zu den gängigen Methoden, um in größeren Gruppen zu arbeiten. Dabei sitzen ein paar Menschen vorne und diskutieren, über einen freien Platz können sich Teilnehmer*innen aus dem Publikum beteiligen, und es kann zu einem konstruktiven Diskurs kommen. In letzter Zeit haben wir verstärkt mit der Innenkreis-Außenkreis-Methode, einer geschlossenen Fishbowl-Variante gearbeitet. Dabei lässt sich interessant mit den zwei geschlossenen Sphären spielen. So kann der Außenkreis z.B. Fragen sammeln. Der Innenkreis kann diese diskutieren. Abschließend reflektiert der Außenkreis noch einmal, was ihnen dabei aufgefallen ist. Wir haben das auch im Review zu den Aktionstagen „Wirksam in Wertschöpfungsketten“ einmal ausgeführt.


4. Gute Geister

Workshops zu einem guten Ende zu bringen, ist ja auch eine Kunst für sich. Gerade wenn es thematisch um ein dickes Brett oder ein schwieriges Vorhaben geht, kann die Gute-Geister-Übung hier für einen schönen Ausklang sorgen. Hierfür macht man das Vorhaben sichtbar – vom großen Thema bis zu kleinen Schritten auf dem Weg – und dann ruft man die guten Geister. Jede*r Teilnehmer*in ist dann aufgerufen, einen Geist zu verkörpern und einen guten Wunsch auszusprechen, zum Beispiel: „Ich bin der gute Geist der Leichtigkeit und ich gebe euch (bzw. uns) Kraft durch viel Humor.“ Oder: „Ich bin der gute Geist der Kreativität und ich wünsche dir/mir/uns tolle Ideen zur richtigen Zeit, Spiel und Spaß.“ Oder: „Ich bin der Geist der Achtsamkeit und ich helfe dir, gut mit Stress umzugehen.“ Das funktioniert online genauso super wie unter physisch Anwesenden. Will man etwas „mitnehmen“, können die Teilnehmer*innen ihre Geisterwünsche auf Kärtchen schreiben. Lustiger wird es auch, wenn die Geister in Rollen schlüpfen und in ihrer jeweiligen Geister-Identität durch den Raum (oder den Bildschirm) schweben.


5. Digital-analog und zurück

Jahre (!) der Pandemie und der Online-Workshops haben uns ganz neue Möglichkeiten gezeigt. Wir haben „physische“ Übungen ins Digitale übersetzt – und jetzt haben wir Spaß daran, Übungen, die bisher irgendwie digital-only waren, ins Physische zu übersetzen. Beispiel 1: Freeze Frames. Wir geben ein Statement vor (z.B. „Du bekommst 5 Tage Sonderurlaub!“), und die Leute machen Gestiken und Mimiken dazu. Davon machen wir dann lustig Screenshots. Ähnlich funktioniert es bei der Gesichtsgymnastik, bei der wir verschiedene Emojis in die Kamera halten und die alle bitten, diese Gesichtsausdrücke nachzumachen. All das geht auch in Präsenzworkshops, nur nicht mit Screenshots, sondern mit „echten“ Fotos, zugleich entstehen so ein paar schöne Workshop-Erinnerungsbilder. Beispiel 2: Schreibtisch-Objekt. Das hatten wir in einer der letzten Ausgaben schon erwähnt: Während Teilnehmer*innen digitaler Workshops sich einen Gegenstand in ihrer näheren Umgebung suchen, der für sie die aktuelle Stimmung oder die Haltung zu Thema xy symbolisiert, lässt sich das in Präsenz-Workshops wunderbar auf Gegenstände im Workshop-Raum übertragen. Habt Ihr auch schon einzelne Übungen zwischen den Welten adaptiert?



„Facing the mess, what’s our leverage?“

Drüben auf Dandelion Spaces tut sich was. Mit einem englischsprachigen Newsletter namens Weeds & Seeds starten Valentin und Jörg in Kürze eine offene Suche nach mehr Selbstwirkmächtigkeit in Bezug auf den ganzen großen Schlamassel und all die großen sozial-ökologischen Fragen der Gegenwart: Von Klima- und Kapitalismuskrise bis hin zu mehr Diversity oder Dekolonialisierung. Dabei geht es nicht wie auf Komfortzonen um Methoden und Werkzeuge für Workshops und Transformationsbegleitung. In Weeds & Seeds geht es um Irritationen und Überraschungen aus unserer Arbeit, darum sich mit Menschen aus anderen Kontexten und Kontinenten zu vernetzen und zu lernen sowie um Ideen und Gedankenexperimente um die eigenen Privilegien anders zu nutzen. Kurzum lautet dort zum Start die unbeantwortete Frage: „Facing the mess, what’s our leverage?“. Hier kannst du dich registrieren und an dieser offenen Lernreise teilhaben. 


Noch einmal Solarpunk vor der Sommerpause

Bevor wir uns in die Hamburger Sommerferien verabschieden, wollen wir noch einmal (positive) Klima-Zukünfte erkunden und in fantastische neue Welten eintauchen. Für die siebte Session unserer Reihe Climate Futures Action Explorations konnten wir Chetna Mehrotra und Roshan Karkera von Rangbhumi Applied Theater Organisation aus Indien gewinnen. Sie werden mit uns eine weitere Geschichte aus dem Solarpunk Storytelling Showcase von Extinction Rebellion virtuell erlebbar machen. Hier geht es zur Anmeldung.


Du suchst einen Sparringspartner für einen komplexen Workshop, kommst in deinem Transformationsprozess nicht weiter oder brauchst jemanden, der Dein Event mit einer Prise Aktionsmethoden bereichert?

Schreibe uns gern eine Mail, wenn du bei einem Vorhaben eine zweite Meinung, einen kritischen Blick oder einen zusätzlichen Partner benötigst. Und wie immer freuen wir uns auch über Feedback zu diesem Newsletter. 

Danke fürs Lesen und Deine Zeit.


Kommt gut durch die merkwürdige Zeit, bleibt gesund und auf bald!
Dirk, Jörg und Valentin

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