High Five
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High Five #28: Von evolutionären Energizer-Paketen, schwarzgemalten Perspektiv-Patenschaften und musealen Gurkenfragen

Blackout Poetry Workshop Tool

Hallo,
herzlich willkommen im (mittlerweile nicht mehr ganz so neuen) neuen Jahr.

Wir wünschen dir und uns noch 48 ganz fantastische Wochen in 2023 mit vielen guten Fragen und noch besseren Antworten, Erlebnissen und Ergebnissen, mit Lernerfolgen und Fehlern, die dich weiterbringen.

Nach dem fulminanten Geburtstags-Newsletter im Dezember mit 15 tollen Gastbeiträgen von Netzwerkpartner*innen haben wir zwischen den Jahren noch eine Nachlese zu unserem ersten Transformation Circle als Blogartikel veröffentlicht. Wir wollen im Spätsommer eine neue Runde starten. Wenn du überlegst, mit uns auf eine Reflexions- und Lernreise zu gehen und dazu auf dem Laufenden bleiben willst, trage dich bitte hier ein:

Viel Spaß beim Lesen und auf bald,
Dirk, Jörg, Valentin


Blackout Poetry Workshop Tool

1. Andere Blickwinkel durch Perspektiv-Patenschaften

Die meisten Workshops beginnen bekannterweise mit einer „Set the stage“-Phase, in der wir den Rahmen der Zusammenarbeit aufspannen. Hierzu gehören Elemente wie Begrüßung, Erläuterung der Workshop-Ziele, Überblick über den geplanten Tagesablauf oder die Einigung auf bestimmte Workshop-Prinzipien bzw. das kommunikative Miteinander. In den letzten Monaten haben wir hier auch öfter den Aspekt „Perspektiv-Patenschaften“ eingeführt. Dazu wird ein leerer Stuhl im Raum platziert, der zu einem Perspektiv-Wechsel einladen soll. Auf den Stuhl können sich Teilnehmende zu jeder Zeit setzen, wenn sie mit einer anderen Sicht auf das Diskutierte schauen wollen. Und auch als Facilitator*in kann ich einladen, auf dem Stuhl Platz zu nehmen und eine neue Perspektive einzunehmen. Sich auf diesen Stuhl zu setzen bedeutet also, eine andere Rolle anzunehmen: entweder als ein anderer Akteur (Kunde, Vorstand, Betriebsrat …), als Artefakt (Büro, Webseite, Visitenkarte …) oder als etwas Abstraktes (Zeit, Vision, Zusammenarbeit). Auf diese Weise können verschiedene Diskussionen oder Ergebnisse aus neuen Blickwinkeln kommentiert werden und dadurch neue Impulse für die weitere Workshop-Dynamik entstehen.


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2. Entscheidungsfragen als schnelles Warm-Up

Kennt jemand den ZEIT-Podcast “Alles gesagt”? Wir haben uns ein Element dieses Formates abgeschaut und setzen es manchmal als Warm-Up ein. Dafür wird der physische Raum in zwei Bereiche geteilt (oder im virtuellen Workshop-Raum in Vorder- und Hintergrund). Dann lesen wir einige Entweder-Oder-Fragen vor, und die Teilnehmenden müssen sich spontan entscheiden, welche Antwort auf sie am ehesten zutrifft. Fragen wie “Berg oder Meer” und “anrufen oder schreiben” sind vergleichsweise einfach zu beantworten und eignen sich gut zum Einstieg. Dann kommen irgendwann Fragen, die für die Gruppe und den Anlass knifflig werden und maßgeschneidert sind (plastikverpackte Bio-Gurke oder unverpackte konventionelle Gurke?) So haben wir eine Runde von Klima-Innovatoren z.B. vor die Wahl gestellt: Patagonia oder Greenpeace? Die Anwesenden mussten sich damit zu der Frage positionieren, was für sie sinnvoller ist: nachhaltiger Konsum oder nachhaltiges Lobbying und Campaigning.


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3. Energizer-Evolution: das Open-Schnick-Paket

Einige Versionen des Energizer-Klassikers „Schnick-Schnack-Schnuck“ hatten wir hier und da schon mal thematisiert. Mittlerweile wächst das Ganze zu einem Gesamtpaket heran, und in der Zwischenzeit haben wir bereits fünf Variationen:

  1. die klassische Variante: Schere schlägt Papier, Papier schlägt Stein, Stein schlägt Schere.
  2. die kooperative Variante: es bekommen beide Spieler*innen einen Punkt, die das gleiche Symbol haben.
  3. die Open-Schnick-Variante: angelehnt an Marc-Uwe Klings Känguru-Chroniken gewinnt hier, wer das bessere Argument für sein selbst ausgedachtes Symbol hat.
  4. die anfeuernde Variante, in der die Verlierer*innen einer Runde sich hinter der Gewinner*in versammeln und sie in der nächsten Runde anfeuern.
  5. die Team-Variante, in der sich Gruppen pro Runde auf ein Symbol einigen und dann mit großen Gesten im Raum auf eine andere Gruppe treffen.

Als jüngste und sechste Spielart liegt seit kurzem die evolutionäre Variante im Paket: alle beginnen im Status der Amöbe und schwimmen blubbernd durch den Raum. Nach der ersten Runde steigen die jeweiligen Gewinner*innen zu Insekten auf (die mit “bssss” durch den Raum fliegen). Nächste Entwicklungsstufen sind Frosch (quakend hüpfen) und Affe (mit UAH-Brusttrommeln). Wer anschließend ein Mensch wird, stellt sich einfach nachdenklich an die Seite und verlässt das Spielfeld. Es spielen immer nur Leute auf einer Entwicklungs-Stufe gegeneinander. Gewinner steigen auf, Verlierer steigen eine Stufe ab.

Notiz an uns selbst: Im nächsten Workshop noch eine Entwicklungs-Stufe draufpacken und nach dem Menschen die außerirdische Lebensform durch den Raum Intelligenzen sehen…


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4. Das Vergangene würdigen im Museum für das, was war 

In vielen Veränderungsvorhaben wird der Fokus auf das Neue gesetzt. An diesem „Alten“ hängen aber oft viele Erlebnisse und Erinnerungen, in ihnen stecken viel Arbeit und Zeit, Herzblut und Sinnhaftigkeit. Und das alles soll jetzt vorbei (oder falsch gewesen) sein? Auch wenn sich der Wandel nicht aufhalten lässt, so kann es helfen, dem Bisherigen Wertschätzung entgegenzubringen und Raum zu schenken.

Mit diesem Gedanken im Kopf haben wir das „Museum für das, was war“ eingeführt. Der Hintergrund: eine kleine Organisation hat in den letzten Monaten einen ziemlichen Shift hingelegt und ist dabei, sich von einem Produktanbieter zu einem Dienstleister zu wandeln. Im Rahmen dieser Neuausrichtung gab es aber keinen expliziten Raum, sich von dem zu verabschieden, was gewesen ist.

Mit diesem „Museum“ haben wir alle Kolleg*innen aufgerufen, für den Workshop Erinnerungen oder Gegenstände mitzubringen, die man gerne für die Nachwelt erhalten möchte und die in diesem Museum einen Platz bekommen sollen. Es wurde eine herrliche Session mit vielen Anekdoten über Highlights und Lowlights, mit vielen Lachern und einigen Tränen. Aber am Ende war allen klar: Diese Dinge sind jetzt im Museum. Wir tragen sie in unseren Herzen, aber sie gehören der Vergangenheit an. Für den weiteren Workshop hat es den Weg freigemacht, sich besser auf das Neue einzulassen.


5. Erhellung durch Schwarzmalen: digitaler Blackout-Poetry-Generator

Hin und wieder nutzen wir Textverdunkelungen bzw. Blackout-Poetry in Workshops, um beispielsweise eine Abschlussrunde einzuleiten. Dazu werden einzelne Seiten aus alten Büchern verteilt und die Teilnehmenden gebeten, durch das Umkreisen einzelner Wörter einen neuen (Halb-)Satz zu bilden – und dann die nicht gebrauchten Textstellen auszuschwärzen. In den letzten Workshops musste dafür z.B. eine alte Ausgabe von „Schuld und Sühne“ herhalten, die in einer „Zu-verschenken-Kiste“ auf dem Gehweg lag. Neulich sind wir über ein Tool gestoßen, das dieses Vorgehen in die digitale Welt bringt. Einfach einen Text reinkopieren (z. B. das firmeninterne Leitbild), einzelne Wörter anklicken, die sichtbar bleiben sollen – und dann „blackouten“.  

PS: Die Bebilderung dieses Newsletters haben wir übrigens auf genau diese Weise produziert. 
PPS: Wer sich für die Textverdunkelungen interessiert, die Dirk in seiner Freizeit macht, kann ja mal hier  schauen oder sich für seinen Newsletter anmelden.

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