High Five
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High Five #11: Vom soziometrischem Close-Up über unendliches Spielen bis hin zu neuen Trainings zu Remote-Facilitation

Hallo,

wir sitzen auf gepackten Koffern und stehen kurz vor unserer Sommerpause. Ab August hört ihr dann wieder von uns. Vorher aber schnell noch zwei Hinweise: ihr könnt am 4.8. erneut eine Aktionsmethode live erleben, und ab Mitte August stehen wir (wieder) für Trainings-Module zu Remote-Facilitation für eure Organisation zur Verfügung. Mehr Details dazu am Ende dieses Rundschreibens. Und jetzt erstmal ohne weiteren Umweg: Fünf Impulse rund um Organisationsgestaltung und Remote-Facilitation.

Habt einen schönen Sommer und auf bald!


1. Introspektionsfragen: Fragen stellen, ohne Antworten zu erwarten

Für Facilitatoren sind Fragen zentrale Werkzeuge der Diskursführung. Fragen funktionieren aber auch ohne direkte Antworten und Diskussion wunderbar. Regelmäßig verwenden wir Introspektionsfragen, um Leute für etwas mental aufzuwärmen: sich auf ein Zukunftsszenario einstimmen, sich in eine Rolle hinein versetzen oder in ein Thema hinein fühlen. Es geht darum, die Perspektive zu wechseln, zu erweitern und zu ermöglichen, dass Teilnehmer*innen SELBSTbewusster in die weitere Interaktion einsteigen. Unabhängig davon ob es nach diesem stillen Dialog mit einem Rollenspiel, einer Diskussion oder einer Kleingruppenarbeit weitergeht. 
Bei diesen Introspektionsfragen handelt es sich um eine Kaskade von aufeinander aufbauenden Fragen, die die Teilnehmenden nur für sich und mit sich selbst beantworten. Das bedeutet: Wir stellen langsam und mit entsprechenden Pausen die Fragen. Alles weitere geschieht bei den Teilnehmerinnen im Kopf. Fragen sind zum Beispiel: In welcher Situation befindest du dich? Wer oder was ist in Deinem Umfeld gerade wichtig? Worauf bist du stolz? Und was verschweigst Du lieber? In einem Blogbeitrag hat Jörg vor einiger Zeit dargelegt, wie wir beispielsweise Introspektionsfragen im Workshop-Tool „Gestern – Heute – Morgen“ einsetzen. 


2. Vom Close-Up bis zur Totalen: Soziometrie jenseits vom Discofloor

In der ersten Corona-Woche haben wir bei der interaktiven Lernreise auf dem digitalen Corporate Learning Barcamp die Teilnehmenden eingeladen, für soziometrische Fragen Post-Its vor die Kameras zu kleben. Diese Post-It-Discobilder haben wir bereits in einer früheren High-Five-Ausgabe vorgestellt. Der kleine Kniff hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet und wir freuen uns jedes Mal, wenn so ein buntes Kachelbild in unseren Feeds auftaucht. In jüngster Zeit haben wir die virtuelle Soziometrie ergänzend über Bewegung im Raum gelöst. Alle treten aus dem Kamerabild heraus. Dann treffen wir eine Aussage und Teilnehmer*innen stellen sich auf einer Skala auf:

  • ganz nah an die Kamera heran: trifft stark zu.
  • im Raum so weit wie möglich weg von der Kamera: trifft wenig zu.
  • ganz aus dem Kamerabild heraus treten: trifft überhaupt nicht zu.

So entstehen zwar nicht so schöne Discobilder, aber die Teilnehmenden kommen physisch in Aktion,  entdecken den gesamten Bildraum bestehend aus Vorder-, Mittel- und Hintergrund und können auf einer Skala differenziertere Antworten geben. Das bringt die Leute in Bewegung und führt dazu, dass sie den Raum stärker nutzen und nicht in gewohnter Starrheit vor dem Bildschirm hocken. 


3. Neu im Blog: Drei Fallen in der Arbeit mit Unternehmenswerten

Schon länger wird das Thema Purpose im Kontext von NewWork, Selbstorganisation, Transformation oder Unternehmenskultur diskutiert. Eng verbunden damit ist die Frage nach Unternehmenswerten als Leitlinie für das Handeln in Organisationen. Da das Werte-Thema jedoch recht weich ist, lauern in der Arbeit mit Unternehmenswerten einige Stolpersteine. Drei davon haben wir uns näher angeschaut. In unserem neuen Blog-Artikel stellen wir die Worthülsen-Falle, die Akzeptanz-Falle und die Ergebnis-Falle vor und zeigen Möglichkeiten auf, wie sie sich vermeiden lassen und was das alles mit der aktuellen Krise zu tun hat:
Werte in der Krise? Drei Fallen in der Arbeit mit Unternehmenswerten


4. Buchtipp: Endliche und unendliche Spiele

Bist du noch auf der Suche nach Urlaubslektüre? Wie wäre es mit „Finite and Infinite Games„? Ein einflussreicher Klassiker, den James Carse bereits 1987 veröffentlichte. Vielleicht kommt dir der Unterschied zwischen endlichen und unendlichen Spielen bekannt vor? Wäre kein Wunder, denn Simon Sinek, Erfinder des Golden Circle und Autor von „Start with why“ hat letztes Jahr ein Buch mit dem Titel „The Infinite Game“ herausgebracht. Wir bleiben erstmal bei der originalen Lebensphilosophie von Prof. Carse: man spielt endliche Spiele, um zu gewinnen, unendliche Spiele spielt man um zu spielen. Vom sportlichen Wettkampf über politische Wahlen bis zur familiären Monopoly-Session – diese endlichen Spiele haben am Ende Gewinner und Verlierer. Die Logik bei unendlichen Spielen ist es hingegen, das Spiel am Laufen zu halten. Regeln und Interaktionen, Art und Anzahl der Spieler ändern sich im Laufe des Spiels. 
Kleiner Mini-Deep-Dive zur Bedeutung von „Überraschungen“: In endlichen Spielen erhöht man seine Gewinnchancen durch überraschende Spielzüge. Die Strategie von endlichen Spielern ist es, die Zukunft zu kontrollieren und sich auf Eventualitäten vorzubereiten, um sich vor Überraschungen zu schützen. Für unendliche Spieler sind Überraschungen hingegen eine wichtige Voraussetzung, um das Spiel am Laufen zu halten. Sie sind keine Störfaktoren, die über Sieg und Niederlage entscheiden. Sie sind nicht spielentscheidend, sondern entscheidend für das Spiel. Ein schöner Satz von Carse dazu:

„Surprise causes finite play to end; it is the reason for infinite play to continue. (…) To be prepared against surprise is to be trained. To be prepared for surprise is to be educated.“ 

Das Buch unter dem Aspekt von Organisationsentwicklung zu lesen, bringt nochmal neue Einsichten und Fragen, zum Beispiel: Sind nicht viele Veränderungsvorhaben in Organisationen eigentlich unendliche Spiele, die aber als endliches Spiel gedacht und angelegt werden? In was für einem Spiel befindest du dich gerade?


5. „Neues“ Tool aus der Grundschule

Auf die Schulen wurde ja viel geschimpft in den zurückliegenden Monaten. Für uns gab es aber auch etliche Highlights. Zum Beispiel einen engagierten Grundschullehrer, der an Tag 1 des Lockdowns ein „Padlet“ für die Klasse eingerichtet hat und damit einen Ort des (Wissens-)Austauschs etablierte. Padlet? Geklickt hatten wir das schon – genutzt aber nie. Was Grundschüler*innen vom Fleck weg intuitiv nutzen können, sollte doch aber irgendwie auch Vorteile für den Organisationskontext mit sich bringen?! Das Tool ist ziemlich vielseitig, supereinfach zu bedienen und aufgeräumt. Es ist derzeit eine unserer ersten Anlaufstellen, wenn es darum geht, (überschaubare) Inhalte in einer Gruppe zu sammeln und gemeinsam zu pflegen – also zum Beispiel wie im Bild zu sehen: unsere Methoden- & Toolsammlung, die wir in unseren Trainings zu Remote-Facilitation (siehe nächster Punkt) zur Verfügung stellen. 


Remote Facilitation Trainings: ab Mitte August

Immer wieder wurden wir von Kunden in den letzten Monaten gefragt, ob wir nicht auch mal ein Inhouse-Training für Remote-Facilitation anbieten könnten. Naheliegend, denn vom Moderator über die Trainerin bis zum Führungskräfteentwicklungs-Team stehen Mitarbeiter*innen überall vor der Herausforderung ihre Inhalte plötzlich virtuell umsetzen zu müssen.
Auf Nachfrage haben wir daher mit einigen Kunden in den vergangenen Wochen und Monaten Trainings durchgeführt, wie man Online-Workshops gut vorbereitet und durchführt. Wenn du in einer Organisation arbeitest, für die so ein Remote-Workshop-Training auch interessant ist, melde dich gerne bei uns. Denn wir bieten diese Trainings nach der Sommerpause ab August als modulare Sessions an. Im Vorfeld klären wir die Bedarfe und Schwerpunkte ab und passen die Trainingsinhalte an das jeweilige Vorwissen und die konkreten Fragen an – von den Grundlagen (Technik-Setup und Inszenierung, Warm-Ups und Check-Ins) über Agenda-Gestaltung (Zeitmanagement, Kollaborationstools, Ergebnis-Sicherung, Teilnehmer-Involvement) bis hin zur konkreten Arbeit an eigenen Fällen und Workshop-Vorhaben. Wir freuen uns von dir zu hören.


Du suchst einen Sparringspartner für einen komplexen Workshop, schwierige Akteurskonstellationen oder kommst in deinem Transformationsprozess nicht weiter?

Schreibe uns gern eine Mail, wenn du bei einem Vorhaben eine zweite Meinung, einen kritischen Blick oder neue Impulse benötigst. Und wie immer freuen wir uns auch über Feedback zu diesem Newsletter. 

Danke fürs Lesen und Deine Zeit.


Beste Grüße und einen schönen Tag,
Dirk, Jörg und Valentin

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