30 Jahre voraus. Für die junge Generation ist der Klimawandel nicht umstritten, sondern schlicht eine überwältigende Tatsache des eigenen Lebens. Eindämmen, abmildern, klarkommen – ganze Städte werden wegen des steigenden Meeresspiegels ins Landesinnere verlegt. Überall entstehen riesige Projekte für saubere Energie.
Das ist das Setting von Cory Doctorows Near-Fiction-Roman “The Lost Cause”. Der hat uns in den vergangenen Wochen mindestens so gefesselt wie “The Ministry for the Future” von Kim Stanley Robinson vor ein paar Jahren. In diesem Buch abzutauchen fühlt sich ein wenig so an wie eine Emulation der eigenen Zukunft. Das ist einerseits aufwühlend, aber es bringt auch Klarheit und Zuversicht. “This isn’t the end, it’s the beginning” – diesen Satz nehmen wir mit, für Momente, in denen eine aktuelle Krise so groß wirkt, als sei danach wieder alles besser. Wird es wohl eher nicht. Kopf in den Sand? Nein, aber leben lernen mit der Einsicht, dass in unseren Lebzeiten Krise auf Krise auf Krise folgen wird. Und wir gemeinsam gute Wege etablieren müssen, genau damit umzugehen. Was uns an dem Buch besonders gefällt, ist die Gestaltungsfreude der Protagonist*innen – allen widrigen Umständen zum Trotz.
Im Buch ist wahr, was wir in unserem Leben selbst sehen: ja, es wird vielleicht nicht besser, aber trotzdem können wir versuchen etwas zu tun – versuchen, etwas Richtiges zu tun. Dass tolle Dinge permanent neben schrecklichen stehen, ist Teil der Gleichzeitigkeit dieser Zeit.
Wer noch tiefer in dieses Thema namens Polykrise abtauchen will, kann sich hier weiter aufschlauen.
Dieser Artikel ist Teil des Newsletters High Five #35.