Ein interessanter Talk mit zwei kleinen Metapher-Werkzeugen als Inspiration vom „Dropbox Research & Design“-Team
Vor ein paar Wochen hielt Jennifer Brook einen kleinen Talk über ihre Arbeit mit dem „Dropbox Research & Design“-Team im Betahaus Hamburg. Sie gab spannende Einblicke in ihre Bestrebungen, Kundenbedürfnisse und Ideen so früh wie möglich in den Produktentwicklungsprozess zu holen und Co-Creation mit Nutzern anzustoßen. Ihr Team macht dort nicht halt und befasst sich auch mit Organisationsentwicklungsthemen beim amerikanischen Cloud-Schwergewicht. Vor allem aber hat sie ein paar kleine aber feine Workshop-Methoden vorgestellt und mit uns eingesetzt, die Metaphern nutzen. Die fand ich super und habe sie – *schwups* – in unseren Werkzeugkasten gelegt. In diesem Beitrag stelle ich sie so vor, dass auch Ihr sie direkt einsetzen könnt.
Löwen, Leoparden und ein Fuchs – (m)ein metaphorisches Dreamteam
Ein Löwe, der laut brüllen kann, sich Gehör verschafft, prahlt und wenn es sein muss auch mal mutig unser Revier verteidigt oder ausweitet. Eine bärenstarke Löwenmama, die sich darum sorgt, dass alle genug zu Essen haben, in Ruhezeiten immer zum Spielen aufgelegt ist und die Familie im Blick hat (die Rollenverteilung lag hier bei den Löwen eher an den gegebenen Stickern, als an meiner Sicht auf die Welt). Ein Leopard, der blitzschnell ist, behände jede Herausforderung erklimmt und ein Fuchs – der einfach schlau ist und gewitzt.
Das ist ein Teil der Rollen, die in unserem Team immer wieder besetzt werden müssen. Es sind aber auch Rollen, die Jörg, Dirk und ich immer wieder wechseln müssen. Dabei ist es gut, wenn wir wissen, welche Aspekte einer Rolle wer von uns gut füllen kann und im besten Falle auch noch mag. Damit wir dabei immer besser werden und damit es uns gemeinsam gut geht, müssen wir regelmäßig einen Schritt zurücktreten und über unsere Zusammenarbeit und unser Miteinander reflektieren.
Klebesticker-Bastel-Set für ein Metapher-Mood-Board
Ich wäre vielleicht auch zu dieser metaphorischen Beschreibung von uns als idealem Team gekommen, wenn ich irgendwie frei darüber nachgedacht hätte. Aber nicht so schnell und nicht mit so schönen Metaphern. Mitten in ihrem Talk über User-Research bei Dropbox teilte Jennifer uns kleine Papiertütchen aus – mit folgendem Inhalt:
- Ein stummeliger Bleistift
- Kinder-Klebesticker mit Tieren
- Ein paar weitere Aufkleber (bei mir waren es diese Lochverstärker-Klebepunkte und Herzchen)
- Eine Karteikarte
Alle Päckchen hatten etwas andere Inhalte. Ruckzuck ging es dann zur Arbeitsanweisung:
Arbeitsanweisung für das Metapher-Mood-Board eines Dream-Teams
Also los: schnelle zwei Minuten für den Bau eines Mood-Boards eures Dream-Teams. Aus den zwei Minuten wurden dann eher drei – dennoch ein hohes Tempo. Direkt im Anschluss drehte sich dann jeder zu seinem Sitznachbarn und sprach zwei Minuten über das eigene Dreamteam anhand der folgenden Fragen:
- Wer auf dem Mood-Board bist du?
- Wer ist noch da (und wer nicht)?
- Was für Superkräfte haben die Team-Mitglieder?
- Was daran ist insgesamt wichtig für dich?
Die Tier-Metaphern haben wunderbar geholfen, Gedanken ans Tageslicht zu befördern, die ich in der knappen Zeit sonst nicht gehabt hätte. Das Material war schön verknappt und gleichzeitig anregend. Obendrein rief Jennifer dazu auf, mit Nachbarn Material zu tauschen, wenn wir es wollen – was umgehend zu einer spielerischen Atmosphäre verholfen hat.
Hier mal ein Tweet als Beispiel für ein weiteres “Dream-Team”:
The dream team activity hosted by @ruth_buchanan @jenniferbrook. Showcasing the power of metaphor in communicating ideas. @letspixelup pic.twitter.com/mYpdOEaanm
— Fiona Botha (@fiona_fmk1) March 13, 2018
Ob zu einem Dream-Team oder einem anderen Thema: haufenweise Klebesticker liegen schon jetzt in unserem Material-Hochlager bereit und warten auf einen Einsatz in einem unserer kommenden Workshops. Ich wünschte mir jetzt nur noch einen General-Importeur für die tollen Sticker von Mrs.Grossmans – denn auf meinen Ausflügen in dieses Internet habe ich bis jetzt keine gleichwertigen Sticker mit EU-Versand entdecken können.
Einsatz-Pitch mit Tier-Metapher
Das zweite Metapher-Tool war noch viel kleiner – aber ebenso charmant. An einer Stelle im Vortrag bat Jennifer uns darum, uns kurz unserem Sitznachbar vorzustellen. Mit Job-Titel und Tätigkeit in einem kurzen Satz. Und genauso adhoc sollten wir dann folgenden Lückensatz zur gegenseitigen Vorstellung nutzen – dankenswerterweise mit ein paar Vorschlägen zur geistigen Erstbefüllung.
Jennifer Brooks Talk über Co-Creative-Research
Nebenbei gab es auch mal wieder die Lehre, dass es auch in einer vollen Arbeitswoche lohnt, einfach mal kurz auf Inspirationsausflug zu gehen. Denn fast wäre ich nicht hingegangen und hätte Jennifers Vortrag verpasst. Was nicht nur wegen diesen beiden schönen, kleinen Tools schade gewesen wäre.
Denn Jennifer hat natürlich nicht in erster Linie über diese Methoden gesprochen, sondern insgesamt einen spannenden Einblick in ihre Arbeit als Staff Researcher bei Dropbox gegeben. Und ist dabei vor allem auf die Gestaltung von Co-Creation-Prozessen mit Dropbox-Nutzern eingegangen und hat wunderbare Beispiele für ihre These “Metaphors are AWESOME!” gegeben. So lässt Jennifer mit ihren Kollegen Workshop-Teilnehmer methaphorische Städte bauen – mit Modellen von Häusern, Straßen, Autos und allem was dazu gehört (ähnlich, wie wenn wir mit Lego bauen lassen), und sie denkt immer wieder darüber nach, welche neuen Metapher-Sets von einer “Rockband” bis zu “Tieren der Savanne” in welchen Kontexten weiterhelfen können und wie sie sich haptisch gut umsetzen lassen.
Wäre ich nicht zum Talk gegangen, hätte ich auch Jennifer als Person nicht kennengelernt. In grundsympathischer Art erzählte sie uns von ihrem kurvigen Lebensweg und schlug den Bogen vom Dasein als “ganz normale” Designerin über das Leben in einem Baumhaus, über monatelanges Reisen mit der Vespa, das Schafehüten und Zeitmaschinenbauen bis ins Heute. Wo sie auf sehr freie und kreative Art und Weise so früh es geht Nutzer-Input ins Unternehmen spült.
Mehr Dreamteams & Lese- und Klicktipps zum Abschluss
Abschließen möchte ich mit ein paar Lesetipps, Beispielen von Dreamteam-Moodboards, die in Vorträgen von Jennifer und ihrer Kollegin Ruth gepostet wurden und Jennifers knackigem Arbeits-Manifesto:
A brief working manifesto:
1. Questions are magic
2. Listen with guts
3. Kindness connects
4. Adventure is essential— Jennifer Brook (@jenniferbrook) 19. Oktober 2015
- “Getting co-creative with research” – Jennifers Kollegin Ruth Buchanan mit einem Beitrag zu Co-Creative-Design bei Dropbox
“Metaphors are one of our favorite ways to understand how people perceive their lives. If somebody describes their team using the metaphor of a town, who on their team is the police? Who’s the crossing guard? How do we design for those roles? We can use metaphors that share cultural significance to understand one another quickly. A couple of my colleagues will be blogging about this soon!” - Jennifer zu Gast im Podcast “On the Way to New Work“ mit Michael Trautmann & Christoph Magnussen
- “Convivial Toolbox – Generative Research For The Front End Of Design” – das Buch, aus dem Jennifer und ihre Kollegen viel Inspiration für ihre Arbeitsweise ziehen.
- Und jetzt einfach noch ein paar Dream-Team-Tweets als Inspiration:
My ideal team – thanks @ruth_buchanan and @jenniferbrook for a great informative and and interactive session on designing co-creative research #pixelup2018 pic.twitter.com/ANkpmAAuTs
— Natasha Stewart (@TashStewart) 13. März 2018
@letspixelup #pixelUp2018#theGreatestGoat pic.twitter.com/zZkQ6C99xN
— Mornay Leander (@mornayleander) 13. März 2018
#pixelupdreamteam what a fun way to research and build a team @ruth_buchanan and @jenniferbrook #pixelup2018 thank you! pic.twitter.com/2RoWrWxTam
— Lara T (@larawalters) 13. März 2018
Co-creative research with Ruth Buchanan & Jennifer Brook #pixelupdreamteam #dropbox pic.twitter.com/PoqGxKErXk
— Jarrod Gabriel (@JarrodGabriel) 13. März 2018
- Agile Agenda – oder: Workshop-Agenda à la Kanban - 12. Dezember 2019
- Die einvernehmlich gewichtete Entscheidungsmatrix – Tool & Online-Template - 5. November 2018
- Kompliment-O-Mat & Sugar Cubes: Workshop-Schmeicheleien als Methode - 11. Juli 2018