High Five
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High Five #26: Von selbst gebastelten Dorf-Porträts und abgerissenen Benchmark-Basaren

Workshop-Einhorn

Hallo,

2015 haben wir Komfortzonen als Blog gestartet, um darüber zu berichten, wie wir arbeiten – welche Methoden nutzen wir, was ist unsere Haltung dabei und so weiter und so fort. Neben dem Blog waren wir schnell viel mehr. Ein Netz von Selbstständigen, die Organisationen begleiten – in Transformationsprozessen, in einzelnen Workshops in zig verschiedenen Branchen, Größen und Zeiträumen.

Für wen arbeiten wir eigentlich in welchen Situationen und welche Leistungen erbringen wir dort? Was auf einer Website vermutlich ganz nach vorne gehört, hat bei uns fast nie eine Rolle gespielt. Sieben Jahre später empfinden wir das als Lücke, die wir schließen möchten. Bevor wir die Website mal so richtig anfassen, haben wir als ersten Schritt den ersten Wurf eines Leistungsportfolios online gestellt. Auch, weil Menschen, die Komfortzonen erstmals (z.B. über Google-Suche) entdecken, sich gerne mal fragen:

  • “Was ist das hier eigentlich?”
  • “Was machen die eigentlich genau?”
  • “Können die mir bei meinem Problem helfen?”

Wenn ihr Feedback oder Fragen zu diesem ersten Wurf habt, freuen wir uns wie immer sehr über Zuschriften!

Und noch etwas tut sich. Wir sind in den letzten Monaten mehr denn je außerhalb unserer Trio-Konstellationen unterwegs, kooperieren mit anderen Netzwerken und Organisationen und arbeiten mit neuen spannenden Menschen zusammen. Das ist sehr erfrischend und wir sind gespannt, was sich daraus entwickeln wird.

Auf bald,
Dirk, Jörg, Valentin


Workshop-Einhorn

1. Zukunftsgeschichte(n) schreiben

Wenn es um die Neuausrichtung einer Organisation geht, dann kommt bei uns verlässlich der fiktive „brand eins“-Artikel zum Einsatz.

Teilnehmer*innen werden zu Autor*innen des Wirtschaftsmagazins und schreiben aus der Perspektive einer drei- bis siebenjährigen Zukunft ein positives, fiktives Porträt der Organisation. Im Artikel beschreiben sie, wie sich diese positiven Entwicklungen vollzogen haben, woran sich diese Entwicklungen in der Zukunft manifestiert haben werden und welche Hindernisse überwunden werden mussten. Dafür nutzen sie fiktive O-Töne, spekulative Marktentwicklungen oder kreieren Positionierungen, Portfolios oder Produkte. Zum Abschluss des Schreibprozesses geben Teilnehmer*innen dem Artikel eine Überschrift, einen Teasertext und ein Bild.

Das Artikelschreiben leitet bei uns oft eine inhaltliche Verdichtung ein, z.B. nachdem wir Zukunfts-, Markt- und Strategiefragen exploriert haben. Die verschiedenen Geschichten bieten einen reichhaltigen Fundus für die anschließende Beantwortung von Vision-Mission-Strategie-Purpose-Fragen. Die Geschichtenform macht plausible Zukünfte der Organisation plastisch, ist eingängig und unterhaltsam.

Und nein, das Tool heißt nicht „brand eins“-Artikel, weil wir seit einiger Zeit die „brand eins X Safari“ begleiten, sondern weil wir Fan von deren Organisationsporträts sind. 

P.S.: Wer als Einstimmung für den Schreibprozess mit einer Imaginationsreise starten will, wird in der Infothek für Realutopien fündig. 


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2. Mit Alltagsobjekten zum Zukünfte-Basar

Alltagsgegenstände in Workshops zu nutzen, um mit den Händen zu denken, Metaphern zu finden, Systeme zu modellieren oder Prototypen zu bauen, hat bei uns eine lange Tradition. Einer unserer Lieblingszukunftsforscher, Stuart Candy, hat nun ein fantastisches Toolkitvorgestellt, um mit kleinen und großen Gruppen und deren Alltagsgegenständen spekulative Zukunftsobjekte zu gestalten und über eine Art Marktplatz diskursiv zu verhandeln. Die Neukontextualisierung der Gegenstände soll das Vorstellungsvermögen in Bezug auf Zukünfte anregen und diese möglichen Welten plastisch machen. Der „Futures Bazaar“ ist damit auch ein pragmatisches Werkzeug für Design-Fiction-Projekte. Wir sind schon gespannt darauf, es anzuwenden und zu adaptieren.


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3. Benchmarking in Aktion

Wir begleiten seit einiger Zeit „KAEFER Industrie“ in Sachen kooperativer Führungskultur und vertrieblicher Neuausrichtung. In einem der monatlichen Boxenstopps mit Gregor Bochynek, dem Geschäftsführer des dezentral organisierten Unternehmens, sagte dieser: „Lasst uns überlegen, wie unsere Lieferanten, Konkurrenz oder Kunden, auch Anlagenbauer, Vertrieb machen. Da könnt ihr doch bestimmt was mit Rollenspielen machen.“

Konnten wir: Die Teilnehmer*innen suchten sich zunächst die relevanten Akteure, wählten dann einen aus, um in ebendiese Rolle zu schlüpfen. In Tandemgesprächen tauschten sie sich aus: Wie machst du als Lieferant, als Konkurrent oder als Kunde eigentlich Vertrieb? Abschließend hörten wir Statements aus jeder Rolle und führten eine inhaltliche Diskussion.

Da dieses Vorgehen ganz unkompliziert auch mit Themen wie Jahresplanung, Wachstum oder Dekarbonisierung funktioniert, ist es direkt zu einem beliebten Tool im Werkzeugkoffer unserer Aktionsmethoden geworden. Bei der Sommerakademie der Wertefabrik haben wir das „Benchmarking in Aktion“ noch mit einer Podiumsdiskussionausgewählter Rollen verbunden.


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4. Gehen, Stehen, Drehen, …

Den Blick auf das eigene System zu lenken und das eigene Gefüge in Aktion wahrzunehmen, ist eine wichtige Basis, um gemeinsam etwas zu gestalten. Eine tolle Art das zu tun, ist das sogenannte Village aus dem Social Presencing Theater. Teilnehmer*innen sind eingeladen, mittels sieben Formen still im Raum zu sein: Gehen, Laufen, Stehen, Drehen, Sitzen, Liegen und Verbeugen. Dabei achten sie im Detail auf den eigenen Körper, den Raum und das Verhalten der anderen sowie den Entstehungsprozess. Themen wie Führen und Folgen, Freude und Enttäuschung, Agieren und Reagieren, Inspiration und Konfrontation, Nähe und Distanz, Zentrum und Peripherie und viele andere kommen ohne Worte in den Raum und können anschließend reflektiert werden. Wenn der Raum das zulässt, geht das sogar mit 80 Menschen wie kürzlich bei 8h of Leadership der „Hamburger Hafen und Logistik AG“ (in etwas abgespeckter Form). Mehr zum Village findet sich im Buch „Social Presencing Theater“ von Arawana Hayashi. 


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5. Wenn Poster zu Schatzkarten werden

Als wir noch sehr viel extensiver mit verschriftlichtem Diskurs gearbeitet haben, gab es bei uns ein Prinzip: Poster und Überschriften brauchen einen Rahmen. Meistens waren es einfache Rahmen mit einem Big One Marker. Manchmal kamen auch mehrlinige Marker, Gabeldruck-Hashtags oder Schablonierpinsel zum Einsatz. Rahmungen bleiben toll, denn als Container sind sie wichtige Holding Spaces (Kelvy Bird).

In dem Video zum aktuellen Scribing Essentials Kurs von Kelvy reißt Jayce Pei Yu Lee bei ihren Postern die Kanten ab. Darüber entsteht ein ganz eigener Charme des Unfertigen und Brüchigen. Statt der klaren Kanten des Posters sehen Menschen im Workshop einen ausgefransten Rand. Solch ein Rand kann z.B. das Unfertige aller Workshop-Ergebnisse oder die Uneindeutigkeit der empirischen Wirklichkeit repräsentieren. Die abgerissenen Posterränder erzeugen zudem das Bild einer Piratenschatzkarte.

Damit haben wir direkt experimentiert. Über die Einführung von Postern als „Schatzkarten“ sprachen die Teilnehmer*innen eines Workshops mit Blick auf die Ergebnisse dann nur noch von „unseren Schätzen.“ 


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(6.) Die Bebilderung dieser Ausgabe ist unmenschlich

Gefühlt täglich stolpern wir gerade über neue digitale Tools, die mit Artificial Intelligence, bzw. Machine Learning Dinge tun – Bilder malen (DALL-E), Texte verbessern (Grammarly), schreiben (Moonbeam) und übersetzen (Deepl). Manche davon gehören wie Deepl fest in unser Backoffice. Bei anderen fragen wir uns oder spielen damit, wie wir sie in unsere Workshops integrieren können. Jedenfalls ist die Zeit reif, die digitalen Mitarbeiter*innen auch in die Arbeit am Newsletter zu integrieren. Und so kommt’s, dass die heutige Bebilderung in weiten Teilen unmenschlich entstanden ist. Und zwar so:

  1. Überschrift von Deepl ins Englische übersetzen lassen.
  2. DALL-E mit der Überschrift gefüttert.
  3. Im Text ergänzt: „as a unicorn with a marble in his hand“.
  4. Bild ausgesucht und fertig.

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