Jedes Jahr zum Jahresausklang flimmert bei uns die Wirklichkeit. Wir jonglieren aktuelle Projekte und Anfragen für den Jahresauftakt und versuchen auch noch ein Weihnachtsessen unterzubringen. Das ist auch dieses Jahr wieder so. Ein Stück Normalität sozusagen.
Eine erste Erkenntnis des fast abgelaufenen Jahres: Neben Offsites, Retreats und Prozessbegleitungen für Unternehmen haben wir in diesem Jahr mehr als sonst auch mit Ministerien, Museen und Kultureinrichtungen zusammengearbeitet. Das darf auch 2022 gerne so bleiben.
Wir fassen uns kurz: viel Spaß beim Lesen!
1. Manchmal ist es eben doch Rocket Science
Auf einem Management-Retreat an der Ostsee in der vergangenen Woche haben wir endlich mal wieder einen Klassiker ausgepackt: Rocket Science. Teams bauen mit vorgegebenen Material Raketen auf Basis einer PET-Flasche. Die wird dann mit Wasser als Treibstoff auf bis zu 6bar gebracht und dann geht’s los. Mit Passagier: und zwar ein rohes Ei – das bitte auch heil zurückkommen soll.
Zum Bauen gab es dieses Mal rund 40 Minuten Zeit, 2 PET-Flaschen, etwas Küchenrolle, etwas Karton, etwas Panzertape, etwas Angelschnur, eine Mülltüte und ein paar Naturstrohhalme. Anleitungen finden sich zu „Water Rocket“ viele im Netz. Die Bastelei macht den meisten Teilnehmer*innen echt immer Spaß, es lässt sich pitchen, messen, eifern, planen und umsetzen – und freilich lässt sich über dabei entstehende Dynamiken auch wunderbar reflektieren. Oder man nutzt die Raketenbau-Übung, um einfach eine gute Zeit miteinander zu haben.
PS: Beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (sic!) gibt es eine tolle Bauanleitung für eine Abschussrampe, die wir uns dem aktuellen Anlass sei Dank auch endlich mal zusammengebaut haben.
2. Post-bürokratische Organisationen für die Zukunft
Wenn sich das alte Jahr dem Ende neigt und das neue noch nicht ganz bereit ist, wenn die Arbeit (hoffentlich) zur Ruhe kommt und diese wunderkomische Zeit zwischen den Jahren ansteht, dann gibt es kaum Tolleres als ein gutes Buch. Unsere absolute Lese- und/oder Hörempfehlung ist „Ministerium für die Zukunft“ von Kim Stanley Robinson. Es wirft einen atemberaubenden Blick in eine plausible Klima-Zukunft. Der Plot: Ende der 2020er-Jahre gründet die UN ein Ministerium für die Zukunft, das die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und die Interessen zukünftiger Generationen und Spezies vertreten soll. Die Geschichte handelt von den Anstrengungen der Ministerin im internationalen und interorganisationalen Kontext, von einer großen Katastrophe (Hitzewelle), von Radikalisierungen (Geheimoperationen, Klimaterroristen), innovativen Projekten (Carbon Coins), nationalen Alleingängen (Geoengineering) und vielen anderen spannenden Themen und Figuren. Es gibt immer wieder kurze Kapitel, die auch Modelle, Konzepte und Theorien darlegen, wie Gesellschaften und Wirtschaft funktionieren und sich wandeln bzw. nicht wandeln. Eines dieser Überraschungsinspirationen ist das Konzept „Structures of Feelings“. Demnach sind Gefühle, Stimmungen und das Erleben der Welt nicht nur individuell geprägt, sondern ebenso sozial, kulturell und historisch.
„Wenn sich Dinge so oder so „anfühlen“, hat das ebenfalls etwas mit Periodisierung zu tun, denn unsere Gefühle sind nicht nur biologisch, sondern auch sozial und kulturell und damit historisch. … Wie man sich in der eigenen Zeit fühlt, hängt also zum Teil oder sogar überwiegend von der Gefühlsstruktur dieser Ära ab. Wenn sich die Struktur mit der Zeit ändert, ändert sich auch das Gefühl – sowohl im Körper als auch im Verständnis.“
Passend dazu sind wir gespannt auf das neue Buch von Judith Muster, Finn-Rasmus Bull und Jens Kapitzky zu „Post-bürokratisches Organisieren„.
3. Die Retro mit Supermario, Catwoman & Co
Eines unserer Lieblingsformate in der angewandten Arbeit mit Aktionsmethoden ist die Arbeit mit Vorbildern, Superhelden und anderen übermenschlichen Charakteren. Teilnehmer*innen schlüpfen in die Rolle einer solchen fiktiven, historischen oder aktuellen Person oder Figur. Aus dieser Rolle heraus schildern sie, was sie wahrnehmen und geben Ratschläge und Empfehlungen. Das bringt leichtfüßig und spielerisch überraschende und irritierende Ergebnisse. Mit diesem Ansatz lässt sich auch super eine achte Retrospektive in Aktion bauen. Die Teilnehmer*innen sprechen aus ihren Vorbild- und Superheld*innen-Rollen über den letzten Sprint. Sie schildern, was sie während des Sprints gesehen und gefühlt haben und geben Ratschläge für den kommenden Sprint. Eine genaue Retro-Anleitung zum Herzen, Taggen und Teilen findest Du auf LinkedIn – schon mal ein Dank an dieser Stelle, so etwas hilft uns sehr. Solche und andere aktionsbasierte Retro-Formate, Warm-Ups und kreative Zoom-Hacks kannst Du am 13. und 14. Dezember in unserem Training zu Remote Retrospektiven in Aktion erleben und lernen.
4. Wenn Workshops zu Karikaturen werden
Auf den virtuellen Berlin Change Days haben wir an einer Session von Pablo Suarez teilgenommen. Pablo arbeitet beim Internationalen Roten Kreuz / Halbmond als Associate Director Research und Innovation und kümmert sich dort um Themen wie Klima, Katastrophen, Entwicklung und Innovation. Seit vielen Jahren versucht er mehr spielerische, erzählerische und interaktive Formen des Miteinanders in nationale und internationale Zusammenkünfte wie zum Beispiel die UN-Klimakonferenzen (COP) zu bringen, um mehr Resonanz zu erzeugen und ein Momentum für neues Denken und Handeln zu kreieren. Zu diesen Ansätzen gehört auch die Zusammenarbeit mit Karikaturist*innen in Workshops. Anders als Graphic Recorder*innen oder Generative Scribes bringen sie (gemeinsam mit den Teilnehmer*innen) die Spannungen, Widersprüche, blinden Flecken, pointiert zum Vorschein und halten den Teilnehmer*innen und ihren Organisationen den Spiegel vor. Solche Karikaturen sind nicht nur ein spannendes Artefakt für den weiteren Transformationsprozess einer Organisation, sondern lassen sich auch als Gesprächseinstiege in anderen Organisationen und Kontexten nutzen.
Remote Retrospektiven in Aktion
Am 13. und 14. Dezember 2021 startet unsere Facilitation Masterclass zu „RemoteRetrospektiven in Aktion“. Mit 12 Agile Coaches, Scrum Master* und Facilitator*innen wollen wir einen genauen Blick auf Retrospektiven als Tool der Wahl für Lernen in Communitys, Organisationen und Teams werfen.
Passend zu unserem Blog-Artikel über „7 Retrospektiven in Action“ werden wir die Teilnehmer*innen an die Arbeit mit Aktionsmethoden heranführen und ins eigene Ausprobieren bringen. Da dies ein virtuelles Training ist, werden reichlich Tipps, Tricks und Kniffe für Zoom mit in der Schultüte liegen. Noch gibt es ein paar Plätze.
5. iPad to Sticky: ein digital-analoger Workflow
Mit iPad und digitalem Pencil zur Hand malen und schreiben sich Sticky-Notes, bzw. deren Inhalt ganz wunderbar. Im Zug, auf der Couch oder am Schreibtisch lässt sich jeder Pinselstrich korrigieren, Grafiken iterieren und beliebig vervielfältigen. Mächtig ist dafür die App Procreate in der dir zahllose Pinsel, Strukturen und überhaupt alles denkbare zur Verfügung stehen.
Die vorbereiteten Sticky-Notes einfach als Bilder speichern und
*§$&!“? jetzt kommt der kaputte Part des Workflows #+;/(„$
wir setzen die Bilder in einem Layout- oder Textprogramm auf A4 und bestücken A4-Papiere entsprechend mit leeren Post-its im gewünschten Format und Farben – das ist Fleißarbeit. Dann wird gedruckt und die Haftnotizen können direkt auf den A4-Papieren schön sortiert zum nächsten Workshop reisen. Ähnlich haben wir da vor Jahren schon mal drüber geschrieben und einen Wunsch formuliert: Ihr lieben Leute bei 3M oder anderen Klebezettelspezialisten, könntet ihr sowas nicht mal fixfertig zum Kauf anbieten? Danke!
Du suchst einen Sparringspartner für einen komplexen Workshop, kommst in deinem Transformationsprozess nicht weiter oder brauchst jemanden, der Dein Event mit einer Prise Aktionsmethoden bereichert?
Schreibe uns gern eine Mail, wenn du bei einem Vorhaben eine zweite Meinung, einen kritischen Blick oder einen zusätzlichen Partner benötigst. Und wie immer freuen wir uns auch über Feedback zu diesem Newsletter.
Danke fürs Lesen und Deine Zeit.
Kommt gut durch die merkwürdige Zeit, bleibt gesund und auf bald!
Dirk, Jörg und Valentin