High Five
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High Five #16: Es waren einmal emphatische Zwischenräume und brainstormende Remote-Studios.

Hallo,

pardauz! Da sind plötzlich schon 1,5 Monate im neuen Jahr rum. Während um uns herum noch vieles beim alten Neuen ist, rauschte es bei uns ziemlich rasant los. Neben zusammengefasst 7 Kindern im Kita- und Schulalter und allem, was das in diesem Winter so heißt, erfüllt sich manches aus unserem Blick auf 2021 schon quasi während des Schreibens (siehe Workshop-Angebote weiter unten). Parallel facilitieren wir gerade einen partizipativen Gesetzgebungsprozess, machen virtuelle Team-Building-Events für ein Museum und einen IT-Konzern und begleiten Teams und Führungskräfte eines großen Krankenversicherers in ihrer virtuellen Zusammenarbeit.

Wir hoffen, dass ihr weiterhin mindestens passabel durch diese aufreibende Zeit kommt. Viel Spaß beim Lesen und klicken – und vor allem: bleibt gesund!

Dirk, Jörg und Valentin


1. Tischlein, deck dich (1-2-4-all á la remote)

Die klassische Brainstorming-Falle ist: zu viele Leute zu schnell über zu viel miteinander nachdenken zu lassen. Viel besser funktioniert es, erst mal jede*n für sich selbst denken zu lassen und dann über Tandems und Kleingruppen immer weiter ins gesamte Plenum „hoch“ zu denken. Im tollen Methodenkasten der Liberating Structures findet sich dieses Prinzip in Reinform im Tool mit dem schönen Namen 1-2-4-all. Erst allein, dann zu zweit, dann zu viert, dann im Plenum – und obendrein ein straffes Timing.

Im Remote-Setting nutzen wir das Prinzip gerne mit virtuellen „Tischgruppen“ kombiniert mit Breakout-Räumen. Alle arbeiten erst mal in der eigenen Wabe und notieren erste Ideen. Dann machen sie sich im Tandem in einem neuen Sechseck darauf aufbauende gemeinsame Gedanken. Anschließend tun sich zwei Tandems am „Tisch“ in der Mitte zusammen und verdichten ihre Ergebnisse gemeinsam. Zum Schluß präsentieren diese 4er-Gruppen kurz im Plenum. 

Das Mural-Template dazu hat noch kleine Schönheitsfehler – aber wir teilen das gerne mit euch, wenn ihr es mal versuchen wollt: klick! 

Es ist nach wie vor auch einfach schön anzusehen, die ganzen Gedanken über diese virtuellen Whiteboards wuseln zu sehen 🙂


2. Die Mutter aller Remote-Facilitation-Home-Studios?!

Und der Gewinner in der Kategorie „Mein ambitioniertes ferngesteuertes Homeoffice als Lehrer“ geht nach einem Jahr virtuellem Unterrichten an: 

Sean P. Willems, Professor an der Universität von Tennessee.

Spaß beiseite: Sein Artikel über Setup und Aufbau enthält Tipps und Hinweise für Lehrer*innen, Moderator*innen und überhaupt alle, die ihre Remote-Arbeitsumgebung verbessern möchte. Homeoffice ist vielleicht nicht der perfekte Begriff für ein Studio wie seines.

Und wenn du in einer Organisation arbeitest, solltest du vielleicht auch darüber nachdenken, solche Räume für deine internen und externen Facilitatoren und Lehrer zu bauen. Und wenn du das schon getan hast, würden uns deine Erfahrungen dazu interessieren.


„Magic Moments“

unter diesem Stichwort läuft unser Workshop am Institut für systemische Impulse im Rahmen der Reihe „Begegnungen und Co-Kreation in virtuellen Räumen neu denken und gestalten“ am 24. Februar. Wir werden mit Soziodrama und anderen Aktionsmethoden erkunden, wie sich Beratung und Prozessbegleitung im Virtuellen verändert und wie Aktionsmethoden Remote Facilitation bereichern. Noch gibt es ein paar Plätze.

„Sociodrama: Explore systems, develop communities, transform organisations“

Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit unseren Kolleg*innen vom International Sociodrama & Creative Action Methods Network eine Kurzausbildung in Sachen virtuelles Soziodrama anzubieten. In vier Sessions im März und April führen wir Euch mit sechs renommierten Soziodramatiker*innen in die Basics und die drei zentralen Einsatzmöglichkeiten des Soziodramas ein: Es wird um Themen-zentriertes, Protagonisten-zentriertes und Gruppen-zentriertes Soziodrama gehen. Wir wollen das Soziodrama insbesondere Aktivisten*innen der Klima-Bewegung, Transformation Agents in Organisationen und Institutionen sowie anderen Action-Methods-Praktiker*innen nahebringen und eine globale und diverse Gruppe an Menschen zusammenbringen. Hier geht es zur Anmeldung


3. Workshops als labile Zwischenexistenzen

Hin und wieder lohnt es sich ja, etwas rauszuzoomen und einen abstrakten Blick auf die eigenen Praktiken zu werfen. Solch einen Moment haben wir jedes Mal, wenn wir mal wieder hinterfragen, was eigentlich in Workshops passiert? Was sind Workshops eigentlich für Konstrukte? Was passiert dort mit Gruppen jenseits der konkreten Ergebnisse? Uns begegnete kürzlich das Konzept von Liminalität bzw. liminal Spaces, das einen sehr interessanten Blick auf Workshops erarbeitet. Liminalität bezeichnet physische oder zeitliche Räume und Rituale des Übergangs. In diesen hat das Bisherige an Gültigkeit stark eingebüßt und das mögliche Neue gilt noch nicht. Das folgende Zitat drückt es noch viel schöner aus:

“Liminalität (von lat. limen – die Schwelle) beschreibt bei Turner … einen Zustand der labilen Zwischenexistenz, der den Übergang und eine Neu-Definition von Identität markiert und somit kulturelle Spielräume für Experimente und Innovation eröffnet. Die liminale Erfahrung impliziert das In-Bewegung-Sein und die stetige Aktualisierung von sozialen Beziehungen und Strukturen und weist dabei auf ihre soziale Konstruktion und somit auf ihre Veränderbarkeit hin.” (Quelle)


4. Empathy Circle: Die Wirkmacht persönlicher Geschichten

Individuelle Erlebnisse, Erfahrungen und Emotionen jenseits konkreter Arbeitsthemen werden im Organisationskontext ja gern als nicht relevant abgetan. Für Transformations- und Veränderungsprozesse haben solche individuellen Geschichten jedoch eine nicht zu unterschätzende Kraft und Wirkung. So hat z.B. Zendesk auf beeindruckende Weise das Thema Rassismus thematisiert und darüber Haltung und Wertschätzung gezeigt. In sogenannten Empathy Circles haben Mitarbeitende spontan persönliche Geschichten zu Rassismus vor einem großen Publikum erzählt und von ihren persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen zu Rassismus berichtet. Wer näher verstehen will, wie persönliche Geschichten Wirkung entfalten und warum es sich lohnt, nicht nur arbeitsbezogen, sondern auch zu privaten Themen im engen Austuasch mit Kollegen zu sein, sollte einen Blick in das Konzept „Inscaping“ werfen. Uns fasziniert seit einiger Zeit das Playback Theater, bei dem individuelle Geschichten szenisch zurückgespielt werden. Noa Leibu hat in ihrer Podcast-Reihe gerade den Co-Gründer Jonathan Fox zum Thema „Meaning in Playback Theater“ interviewt.


5. Once upon a time…

Es war einmal…
viele Playback-Theater-Sessions enden mit einem “Once upon a time…“. Dabei treten die Spieler bzw. die Teilnehmer einer Gruppe am Ende der Vorstellung nacheinander nach vorne und heben einzelne Aspekte der Session in einem Satz hervor. Gemeinsam werden so die zentralen Geschichten rekapituliert und abschließend gewürdigt. Dieses Vorgehen lässt sich auch für konventionelle Workshops wunderbar übernehmen – als schöner Abschluss, der noch mal würdigt, was alles an Großem und Kleinen, Sachlichem und Emotionalem im Workshop passiert ist.
Also etwa einfach reihum:

  • „Es war einmal ein Moment, in dem wir eine entscheidende Frage geknackt haben.“
  • „Es war einmal eich unfassbar leckeres Catering.“
  • „Es war einmal der Moment, in dem wir eine überfällige Entscheidung getroffen haben.“
  • „Es war einmal ein Moment voller Tränen, der uns näher zusammen brachte.“
  • „Es war einmal eine echt gute neue Entscheidugsvorlage.“
  • „Es war einmal ein Team, das neue Energie aufnahm.“
  • Am Ende dann aus der Moderationsrolle so etwas wie: „Es war einmal ein Offsite, in dem viele Themen bewegt, Postits beschrieben und Dinge geklärt wurden. Es war einmal ein Offsite und es wird wieder ein Offsite sein. Und so lebten sie in eine glückliche Zukunft…“

Du suchst einen Sparringspartner für einen komplexen Workshop, schwierige Akteurskonstellationen oder kommst in deinem Transformationsprozess nicht weiter?

Schreibe uns gern eine Mail, wenn du bei einem Vorhaben eine zweite Meinung, einen kritischen Blick oder neue Impulse benötigst. Und wie immer freuen wir uns auch über Feedback zu diesem Newsletter. 

Danke fürs Lesen und Deine Zeit.

Beste Grüße und einen schönen Tag,
Dirk, Jörg und Valentin

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