High Five
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High Five #08: Von asynchronen Sinnfragen, Webcam-Verborgenem und Stimmungslagen in Schatten & Licht

Hallo,
teil-energiegeladen schreiben wir: hier kommt das nächste „High Five“ aus dem Home Office, mit frisch Gelerntem, neu Gedachtem – kurzum, mit Inspirationen rund um die Themen Organisationsgestaltung und (Remote) Workshop-Facilitation.
Und teil-mürbe ergänzen wir: In der letzten Woche beobachten wir mehr und mehr, dass bei Kunden und Freunden, in Familie von jung bis alt, immer deutlicher sichtbar wird, mit welchen psychischen Belastungen wir es alle gerade zu tun haben. Das bringt neue Aufgaben für Führungskräfte und Begleiter wie uns mit sich. Wir wünschen dir, dass du Acht gibst auf dich und dein Umfeld und immer wieder über Wege reflektieren kannst, wie du körperlich und physisch gesund durch diese Krise kommst! Hilf anderen und lass dir helfen!
Und nun aber „High Five“! 


1. Remote reduzieren & asynchron arbeiten

Lasst uns über Produktivität sprechen. Und über unsere meetingzentrierte Arbeitskultur mit ihrem Face-to-Face-Fetisch. Natürlich ist es gerade auch jetzt während der Lockdown-Isolation wichtig, in Kontakt mit Kolleginnen und Vorgesetzten zu bleiben, sich auszutauschen, abzustimmen und zu entscheiden. Was uns dieser Boom der Videokonferenzen gerade aber auch zeigt ist, wie unreflektiert „analoge“ Arbeits-Strukturen 1:1 ins Remote-Digitale übersetzt werden. Egal ob physisch oder virtuell: Vieles, was in Meetings besprochen wird, lässt sich auch asynchron erledigen, z.B. Feedback zu Präsentationen einholen, Brainstormings zu neuen Ideen oder Status-Updates zu Projekten. Wird dies im Vorfeld klug organisiert, lässt sich die Meeting-Zeit viel sinnvoller nutzen für zielführende Diskussionen und relevante Entscheidungen. Mit Blick auf den aktuellen „Zoom-Boom“ können wir Dir den Artikel „Zoom Is Not the Problem – Our Meeting-Centric Workflow Is“ von Nuclino ans Herz legen. Grundtenor: „being connected“ ist nicht automatisch auch „being productive“. Vielleicht ist dies genau die richtige Zeit, die eigenen Meeting-Strukturen und -Anlässe zu hinterfragen, mehr Wert auf asynchrones Arbeiten zu legen und damit zeit- und kostenintensive Meetings wieder zu etwas wirklich Wichtigem zu machen.


2. Zeig uns etwas!

Haptisches, materialgestütztes Arbeiten kommt in virtuellen Workshops ja leider zu kurz. Dennoch lassen sich auch diese Elemente ins Digitale übertragen. Konkretes Beispiel: „Finde etwas auf deinem Schreibtisch oder in deiner Nähe, das gut zum Thema unserer Session passt.“ Dieses Objekt lässt sich als Icebreaker für Vorstellungsrunden oder Check-Ins genauso gut nutzen wie als Gesprächsauslöser für thematische Kleingruppen. Wer einen Blick hinter die Kulissen forcieren möchte, kann die Teilnehmenden auch bitten, einen 360°-Schwenk der Webcam zu machen, die Kamera mal aus dem Fenster zu halten oder den Session-Teilnehmenden irgendein anderes Element aus dem täglichen Home-Office-Arbeitsumfeld zu zeigen, das sonst nicht unbedingt in der Kamera landet.


3. Der „Purpose“ ist tot, lang lebe der „Purpose“!

What should a company’s purpose be when the purpose of so many, right now, is survival?„, fragt McKinsey in einem Beitrag über den Unternehmenssinn in Zeiten von Corona. Die Diskussion um die „purpose-driven organization“ hat in dieser Krise neuen Schwung und eine neue Richtung bekommen. Die Purpose-Debatte wird zum Purpose-Handeln. Jetzt geht es nicht um „intellektuelles Topfschlagen“ und schöne Worte, sondern ums Handeln, um das, was sonst immer „nur“ gesagt und von allen Mitarbeiter*innen gefordert wird: die (Unternehmens-)Werte leben. Wer jetzt nicht weiß, was das heißt und wie das geht, hat es schwer. Wenn die Organisation jetzt nicht Verantwortung übernimmt und „systemrelevant“ handelt oder genau jetzt alles dafür tut, positiv für Menschen, Gemeinschaft und Umwelt zu agieren, hat sie keinen Purpose. 
Die Krise geht vorbei, aber wer wir währenddessen waren, das bleibt. Das betrifft das Handeln jedes Einzelnen – und das gilt auch für Organisationen. Wie Unternehmen derzeit handeln, wird weit über diese Krise hinaus Spuren hinterlassen. Wer ein paar Minuten in diese Diskussion eintauchen möchte, dem seien neben dem oben genannten Artikel auch noch die Beiträge von Haufe und KornFerry empfohlen.


4. Stimmungs-Check à la remote 

Online-Workshop-Knigge, Teil 247. Nach Wochen im Remote-Only-Modus fällt uns mitunter nicht nur die Decke auf den Kopf, sondern auch auf, dass die digitale Welt eine wunderbare Ergänzung zu physischen ist, aber eben nur bedingt ein Ersatz. Was zum Beispiel fehlt, sind Nebenbei-Gespräche. Man trifft sich online, um Sachlich-Fachliches zu besprechen, das persönliche Smalltalk- und Befindlichkeitsmoment kommt oft zu kurz. Umso wichtiger ist es für uns, eine Online-Session mit einem kurzen, aber strukturierten Check-In zu beginnen. Wir machen das zum Beispiel mit der Frage: In welcher Stimmung kommst Du in die Session? Wenn dann jemand sagt, dass er gerade zwei Stunden Differentialrechnungs-Homeschooling gemacht hat oder aufgrund von zehn Telefonaten in 60 Minuten bereits vollkommen genervt ist, dann wissen alle in der Runde, wie es um diese Person bestellt ist – und dass eine genervte Aussage oder ein zickiger Kommentar nicht unbedingt persönlich gemeint ist, sondern einfach nur situationsbedingt. Freunde nützlicher und ästhetisch anmutender Tools nutzen dafür vielleicht auch die MoodMeter-App, aber wir haben uns erstmal dagegen entschieden. Es ist noch ein Tool mehr, und eine „einfache“ Check-In-Frage, unser Sensing-Device auf einem virtuellen Whiteboard oder ein Workaround wie ihn unsere Netzwerkfreunde von sprintbetter nutzen, tun es auch. Und zwar sehr gut.


5. Was im Schatten bleibt

Das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, wird mehr. Es erscheint uns wichtiger als anderes. Werdende Eltern sehen zum Beispiel plötzlich „überall“ nur Kinderwagen. Diese systemische Grundlogik führt Fritz Simon in diesem Video wunderbar aus. Ein weiterer nützlicher Blickwinkel ist das inhaltliche Komplementär-Stück dazu: Welche Themen oder Aspekte bleiben im Schatten und erhalten keine oder nur wenig Aufmerksamkeit? So fällt auf, dass in der gegenwärtigen Pandemie der Suche nach kreativen Lösungen für Home Entertainment, Home Exercising, Home Production (Masken), Home Office oder Home Schooling sowie die Frage nach dem größeren Sinn im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Im Schatten bleibt der Raum für schwere Themen von Schmerz, Abschied, Ungewissheit, Tod und Trauer. Dabei geht es nicht um ein richtig oder falsch verschiedener Perspektiven, sondern den Blick zu weiten, was noch alles da ist. In den Soziodrama-Sessions zu „Organisationen im Notfallmodus“ haben wir den Blick auch immer auf die etwas abseitigeren Themen richten können, wie die Generative Scribings von Marie-Pascale Gafinen wundervoll zeigen. Wenn du bei einer der nächsten Soziodrama-Sessions mitmischen willst, kannst du hier deinen Kontakt hinterlassen


High Five plus 1: Klima – war da was?

Weil derzeit die Corona-Krise im Scheinwerferlicht der Aufmerksamkeit steht, bleiben andere Themen im Schatten.  Anlässlich des heutigen (digitalen) Klimastreiks wollen wir nochmal kurz daran erinnern, was Greta Thunberg neulich so schön auf den Punkt gebracht hat: „There is a lot of talk about returning to ‘normal’ after the COVID-19 outbreak. But normal was a crisis.

Danke fürs Lesen und Deine Zeit.

Antworte doch einfach auf diese Mail, wenn du ausloten möchtest, wie wir dich auch in dieser dynamischen Ausnahmezeit bei deinem Vorhaben unterstützen können – und natürlich auch gerne, wenn du Feedback oder Anregungen für uns hast. Weil gerade jetzt für viele so Vieles neu ist, sind wir sehr an deinen Erlebnissen und Erfahrungen interessiert. Wir freuen uns, wenn du dich meldest!

Beste Grüße und einen schönen Tag,
Dirk, Jörg und Valentin

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