“Doing, not talking” und “Play serious!” – das sind zwei Sätze, die für mich vermutlich für immer mit Caspar Siebel verbunden sein werden. Sie stehen heute oft auf meinen eigenen “Working Agreements” in Workshops – also in den Regeln, die ich zu Beginn von Workshops mit Teilnehmern entwickle und beschließe. Als Facilitator bringt Caspar seine Improtheater-Erfahrung auf wahnsinnig sympathische und mitreißende Art und Weise mit in jeden Workshop.
Vor zwei Jahren habe ich Caspar als Co-Moderator zu einem 1,5-tägigen Workshop eingeladen. Aufgabe war es, EU-finanzierten Startup-Mentoren Tools für besseres Startup-Storytelling zu vermitteln. In diesen Tagen in Prag habe ich nicht nur vermittelt, sondern selbst viel gelernt – vor allem von Caspar. Spätestens seitdem ist es auch für mich selbstverständlich den ganzen Raum zu nutzen, mehr Wert aufs Tun zu legen, ernsthaft in Workshops zu spielen.
Es ist mir eine Freude, ihn jetzt hier zu Wort kommen zu lassen. Und eine gemeinsame Workshop-Moderation steht hoffentlich auch bald mal wieder an!
1. Stelle Dich und Deine Arbeit bitte kurz vor
Ich arbeite als Service-Designer und moderiere im Design-Kontext Workshops in Unternehmen, die an Ihrem Produkt oder ihrer Marke und Vision arbeiten wollen.
Bei meiner Arbeit bei „Service Innovation Labs“ begleite ich große Unternehmen bei der „Erfindung“ von neuen Produkten, die bis dahin noch keiner kennt. Manchmal kommen erfolgreiche Innovationen dabei raus. In letzter Zeit habe ich viel an Carsharing-Projekten gearbeitet.
Das fordert allen Beteiligten viel technisches Know-How ab, bedeutet aber auch ganz viel miteinander zu sprechen um gemeinsam Lösungen zu finden. Dies kann der anstrengendste Teil sein, ist aber auch der wichtigste und erfolgsentscheidendste. Deswegen versuche ich immer neue Mittel und Wege der Moderation und Gesprächsführung zu finden, um für die anspruchsvollen Projekte und Visionen Begeisterung zu wecken.
2. Wann wirst Du als externer Moderation hinzugezogen?
Ich werde als Moderator gebucht, wenn Teams das Gefühl haben, dass sie methodisch fest stecken und Schwierigkeiten haben, einen klaren Blick auf ihr Produkt zu gewinnen. Ich habe mich auf Methoden spezialisiert, die helfen, Betriebsblindheit zu überkommen und Perspektiven auf ein Zukunftsbild zu lenken.
3. Dein schönstes Moderationserlebnis?
Meine Workshops haben oft eine spielerische Seite. Ich habe sogar mal einen Workshop dazu gegeben, wie man spielerische Workshops moderiert. Mehrere Monate später habe ich einen Teilnehmer wieder getroffen, der zu Spieltheorie und Gamification forscht. Er hat mir erklärt, wie die Methoden, die ich eingesetzt habe, eigentlich funktionieren.
Seit dem bin ich nicht mehr zu halten und versuche das Element „Kreativität in Gruppen“ immer weiter zu ergründen. Bis heute. Und das ist fast vier Jahre her.
Noch ein schöner Moment: Viele Workshops, die ich gebe, wirken sehr langfristig, und das bekommt man selten mit. Umso besonderer ist es, wenn Teilnehmer nach langer Zeit ein Feedback geben, was eigentlich hängengeblieben ist. Das ist eine seltene und schöne Bestätigung.
4. Worauf achtest Du bei einem Moderationsauftrag ganz besonders?
Ich achte auf zwei Dinge:
- Sind die Teilnehmer konzentriert?
- Ist das Ergebnis kreativ?
Meine Faustregel: wenn der „Schwierigkeitsgrad“ eines Workshops stimmt, stimmt auch die Konzentration der Teilnehmer. Wenn man es schafft, eine Gruppe einige Stunden im richtigen Niveau zu halten, passiert folgendes:
- Die Stimmung wird gelöst.
- Hierarchien beginnen sich zu lösen.
- Der Unterschied zwischen extrovertierten und introvertierten Teilnehmern verschwindet.
Ist das nicht der Fall, hat man die Teilnehmer unterwegs „verloren“. Wenn es gelingt, hat man eine Chance, dass die Ergebnisse die Teilnehmer überraschen. Erst wenn alle das Gefühl haben, gemeinsam an dem gleichen Problem zu arbeiten und dabei echte Kreativität aufkommt, kann ich Workshops genießen.
5. Was ist Deine Lieblings- oder Traum-Location für gemeinsames Arbeiten?
Der Impact Hub München hat einige tolle Räume. Ich habe damals bei der Gründung mitgemacht, wir haben die gesamte Einrichtung, sogar die Tische selber gebaut. Die Kombination aus ungewöhnlichem Raumkonzept und Umsetzung auf sehr hohen Niveau gibt eine Atmosphäre, die man in teuren Hotels nie bekommen wird.
Der Hub ist geeignet, wenn man einen Workshop hat, in dem man neue Perspektiven einnehmen will.
6. Was darf in Deinem echten, virtuellen oder mentalen „Moderationskoffer“ nicht fehlen?
Ich werde immer ganz nervös, wenn Teilnehmer zu lange diskutieren. Zu viele Themen werden tot diskutiert. Grade in großen Unternehmen passiert das zu häufig. Deswegen beginne ich immer mit einer Regel: „Doing, not talking!“ So kann ich bei langen Moderationen sagen: „Hey, lasst uns das einfach ausprobieren, statt drüber zu reden“.
Ich nutze Schauspielmethoden, Aufstellungen, Lego und andere Methoden, um Inhalte greifbar zu machen und auszuprobieren.
7. Woher holst Du Dir Inspirationen für neue Tools, Spielchen, …?
Ich habe während des Studiums bereits in Unternehmen Workshops moderiert und war anfangs schockiert wie schwierig es, ist in diesem Setting Kreativität frei zu setzen. Zufällig habe ich zu der Zeit Improtheater kennengelernt und war beeindruckt, mit wie viel Mut die Schauspieler ohne Plan auf die Bühne gehen und aus dem Stegreif die überraschensten Stücke spielen. Seitdem spiele ich Improtheater und komme so immer wieder auf Ideen, wie ich eine ähnliche Kreativität auch in Unternehmen freisetzen kann.