High Five #33: Von Luftballon-Palmen und geschmolzenen Wettersymbolen

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High Five

Lesedauer 5 Minuten

Hallo zusammen,

der Sommer ist kalendarisch vorbei, aber der Herbst macht direkt sommerlich weiter und erlaubte uns in den ersten Nach-Urlaubs-Veranstaltungen diverse Draußen-Aktivitäten. Doppelte Premiere: eine Aufstellung nach Betriebszugehörigkeit mit 130 Personen – und eine Moderation über Megafon. Eine interessante Erfahrung! Und davon gab es in dieser Veranstaltung so einige. Das war ein super Start ins letzte Jahresdrittel (Quartalsdenken war gestern). Wir hoffen, du gehst ebenso beschwingt auf die letzten Meter Richtung Jahresende. Apropos: plant eigentlich irgendwer etwas Virtuelles zum Jahresende? Wir hätten Bock!

Viel Spaß mit dieser Ausgabe und hoffentlich ein paar Inspirationen für das, was vor dir liegt.

Liebe Grüße,
Dirk, Jörg und Valentin


1. Luftballon-Laune

Luftballons sind eine Gute-Laune-Garantie – und sie sind vielseitig einsetzbar. Wir sind vor einiger Zeit über dieses Video gestolpert, in dem es darum geht, drei Luftballons möglichst lange in der Luft zu jonglieren. Die meisten Teilnehmer*innen haben ihre Fähigkeiten gnadenlos überschätzt und dann gemerkt, dass es doch ziemlich schwierig ist. Daraufhin haben wir etwas recherchiert, ausprobiert und angepasst, und seitdem haben wir ein paar Luftballon-Energizer im Programm, die nicht nur Spaß machen, sondern auch ziemlich anschlussfähig sind, um inhaltlich über Themen wie Zusammenarbeit zu sprechen. Wir experimentieren damit weiter – falls ihr das auch machen wollt: Ihr bildet Kleingruppen (5-8 Personen), jede*r pustet einen Ballon auf und knotet ihn zu. Dann sollen die Teams alle Ballons in der Luft jonglieren, ohne dass eine*r zweimal den gleichen Ballon hintereinander berühren darf. Je nach Zeit und Lust lassen sich hier viele Spielstufen hintereinander spielen. Und nach dem Spiel (und vielleicht nach einem kurzen Sharing des Ganzen), liegen für die restliche Zeit des Workshops viele bunte Ballons im Raum. Das macht was mit der Stimmung und sorgt auch manchmal für einen überraschenden Knall.


2. Priorisieren in Aktion

Wenn in Workshops Ideen entwickelt oder Themen präsentiert wurden, findet häufig ein Voting statt, um zu priorisieren, zu filtern oder generell zu schauen, welche Aspekte die Teilnehmer*innen besonders relevant finden. Oft geschieht das mit Klebepunkten, die jede*r auf die wichtigsten Zettel klebt. Wir haben das auch schon mit Spielgeld gemacht, das in die besten Ideen „investiert“ wurde. Was auch super funktioniert, ist die persönlichen Relevanzen aus Rollen heraus in den Raum zu bringen. Konkretes Beispiel: In einem Workshop, in dem es um die Budgetplanung 2024 ging, gab es eine Input-Session, in der allen Budgetverantwortlichen kurz präsentiert wurde, wie sich der Markt derzeit entwickelt und welche Faktoren hier einwirken. Anstatt Voting oder offene Diskussion haben wir die Teilnehmer*innen gebeten aufzustehen, in die Mitte zu gehen und aus einer Rolle heraus zu sagen, welcher Aspekt für die Budgetplanung wichtig ist. “Ich bin der Tarifabschluss, und ich werde eure Kosten um 5% in die Höhe treiben.” “Ich bin der Arbeitsmarkt, und ich bin leer.” “Ich bin jede energieintensive Industrie, und ich muss meine Energiebilanz verbessern.” Auf diese Weise hatten wir in kurzer Zeit die wichtigsten “Stimmen” im Raum, die für die weitere Planungsarbeit im Kopf blieben. 


3. Palmenwerte-Plaudereien

Mit Werten ist es ja so eine Sache. Sie sind abstrakt, und aus ihnen lässt sich noch kein konkretes Handeln ableiten. Wer sich für die Probleme der “Werte-Arbeit” interessiert, sei auf diesen Artikel im Blog verwiesen. Für die Zusammenarbeit in Teams kann es jedoch ganz hilfreich sein, sich einmal zu verständigen, worauf man selbst und die anderen Kolleg*innen eigentlich wirklich “Wert” legen. Das hilft, die eigenen Kommunikationsmechanismen zu hinterfragen und empathischer zu werden für die Art und Weise wie miteinander gesprochen und gearbeitet wird. Neulich haben wir so eine Session in einem Teamworkshop durchgeführt. Dazu haben wir eine Liste mit Werten an alle verteilt und jede*r sollte für sich die drei Werte heraussuchen, die für jede*n persönlich am wichtigsten sind. Und darüberhinaus einen Wert einkreisen, der einen – wenn er missachtet wird – so richtig auf 180 bringt. Ein*e Teilnehmer*in hat dafür den Begriff “Palmenwert” gefunden, denn – Zitat – “wenn jemand nicht ehrlich ist, bringt mich das auf die Palme”. Diese kleine Intervention des Einkreisens war dann das Sprungbrett für den anschließenden Austausch und es war toll zu sehen, wie im Laufe der Gespräche das Verständnis füreinander größer wurde und jede*r darüber reflektieren konnte, wie die eigene Arbeitsweise und Kommunikation bei anderen ankommt.


4. Sonnig ist nicht mehr heiter

Als Warm-up oder Workshop-Abschluss haben wir früher manchmal nach Wetterlage aufstellen lassen und dazu Bodenanker mit Wetter-Symbolen verteilt: sonnig, bewölkt, leicht regnerisch, Dauerregen, Schneefall. Das sorgte für ein schnelles Stimmungsbild und war für alle sofort verständlich. Oder wir haben Wetter-Prognosen als Basis für Retrospektiven genutzt (siehe High Five #14). 

Diese Wetter-Metaphern haben wir mittlerweile aus unserem Methodenkoffer verbannt, oder thematisieren sie anders. Es funktioniert in Zeiten von Klimakrise und Extremwetter-Ereignissen auf mehreren Ebenen nicht mehr. Für uns war das ein Aha-Moment und ein weiterer Beleg dafür, wie sich die Zeiten ändern bzw. in welch außer-ordentlichen Zeiten wir leben. Schreib uns gerne eine Mail, wenn du eine ähnliche Erfahrung mit einer Methode gemacht hast, die aus der Zeit gefallen ist. 


5. Nachricht ans Zukunfts-Ich

“Und wie geht’s jetzt weiter? Wer macht was?” Die Frage nach den nächsten Schritten und Arbeitspaketen steht vermutlich in den meisten Fällen zum Ende eines Workshops auf der Agenda. Aber je nach Thema braucht es das vielleicht gar nicht. Manchmal geht es auch eher um individuelle Reflexion: “Was von dem hier Erlebten und Besprochenen nehme ich für mich persönlich mit in den Alltag?” Speaking of Alltag: das ist ja die trübe Suppe, in der sämtlichen guten Vorsätze baden gehen. Wer kann sich schon nach drei Monaten daran erinnern, was da alles im Workshop los war. Um sich selbst und Systeme in Bewegung zu bringen, Routinen zu brechen, Momentum aufrechtzuerhalten, braucht es lebendige Zukunftsbilder und regelmäßige Erinnerungen daran. Das nette kleine Tool FUTURE ME  hilft, sich E-Mails an das Zukunfts-Ich, das Zukunfts-Team, die Zukunfts-Organisation zu schreiben. Einfach die persönlichen Eindrücke und Vorsätze runterschreiben, an die eigene Mail-Adresse schicken und in zwei oder drei oder vier Monaten von seinem Vergangenheits-Ich gefragt werden, ob du das, was du dir damals vorgenommen hast, auch wirklich in deinem Alltag umsetzt.


Danke, Midjourney, für die schnelle Hilfe mit den Bildern.

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