High Five
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High Five #24: Mit gemustertem Metapher-Material in den Modell-Modus

Hallo,

mit der vollumfänglichen Rückkehr von Präsenzveranstaltungen sind wir auch in Sachen spannende und inspirierende Orte reich beschenkt. Dazu zählen u.a. Workshops im Bremer Übersee-Museum, im Hamburger Kunsthaus, im Künstlerdorf Worpswede, im feministischen CoCreation-Space Eeden, im Spiegelsaal des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, im Bewegungsraum des Gängeviertels oder im Bürgerhaus Wilhelmsburg. Gleichzeitig fällt uns auf, dass gute Orte und ihre Bedeutung für Workshops hier und da in Vergessenheit geraten sind. 

Neben der Arbeit mit Auftraggebern an schönen Orten sind wir überwältigt von der Fülle und Vielfalt von Veranstaltungen aller Art, egal ob Retreats, Festival, Camps, Konferenzen, Seminare, Kurse, Partys, Hochzeiten, Konzerte, Theaterangebote oder Netzwerktreffen. Wir freuen uns, im Herbst auch wieder virtuell mit und in Gruppen auf Erkundungs- und Erlebnisreisen zu gehen. 

Auf bald,
Dirk, Jörg, Valentin

Metaphern im Workshop

1. Metaphern: geschickt über Bande spielen

Die Arbeit mit Metaphern ist etwas tolles und taucht hier immer wieder auf. Metaphern lockern auf. Sie bringen Schmunzeln und Lachen in den Raum. Sie gewähren einen schnellen Zugriff auf Einschätzungen und Ansichten, die sonst verborgen geblieben wären. Nicht zuletzt erzeugen sie eine kreative Störung. Denn man muss sich Zeit nehmen, die Qualitäten der Metapher zu verstehen und mit dem Referenzobjekt übereinanderzulegen. Wir haben jüngst häufiger mit diesem Satz und ein paar Prompts gearbeitet: 

„Wenn XY (die Organisation, das Team, der Vertrieb, …) …

  • …ein Lebewesen
  • …eine Maschine
  • …eine Krankheit
  • …ein Superheld
  • …ein Filmtitel
  • …Gericht/Cocktail

…wäre, dann wäre es …“

Zum Weiterlesen: Das berührende Selbstporträt von Nora Bateson gibt viele Inspirationen für weitere Metapher-Kategorien. Valentin hatte zu Team-Metaphern irgendwann einmal eine schöne Kreativ-Übung vorgestellt. Die Retro-Formate mit der Wetterprognosse, den Superhelden und dem Banküberfall nutzen ebenfalls Metaphern. Wer mehr über die Wirkung von Metaphern und eine systematische Auswertung erfahren will, sollte einen Blick in das wissenschaftliche Paper von Nele Fischer und Konstantin Marquardt werfen. 

Post-it Extreme Notes

2. Material: diskursive Outdoor-Erlebnisse

Mit der Rückkehr von Präsenz-Veranstaltungen haben wir auch die Arbeit draußen und in der Natur wieder zu lieben gelernt. Ergänzend zu Spielen, Spaziergängen und Wanderungen gibt es immer wieder auch Haltepunkte im Off, um gemeinsam zu diskutieren, Erkenntnisse zu teilen und gemeinsame Schlussfolgerungen zu ziehen. Das erfordert ein paar Anpassungen beim Arbeitsmaterial. So halten Artefact Cards Wind und Wetter deutlich besser Stand als Moderationskarten. Die Extreme Notes haften im Gegensatz zu herkömmlichen Post-its auch auf rauen und feuchten Untergründen. Und auch die Faltpläne von Manual Thinking sind ein guter Ersatz für die auf Waldlichtungen meist fehlenden Moderationswände. Ähnliches findet sich auch in den Dauerbrenner-Artikeln zu Post-It-Alternativen bzw. Flipchart-Alternativen.

Aesthetic Language Cards

3. Muster: Visuelles Reflektieren

An Kartenspielen gibt es auch für Facilitator*innen so einige. Immer wieder begleiten uns die schönen Caleidoscopio Cards unserer Kollegin Frauke Schmidt-Peter. Seit der intensiveren Auseinandersetzung mit dem Social Presencing Theater (SPT) erfreuen wir uns regelmäßig an den Aesthetic Language Cards. Das Kartenset wurde entwickelt, um das Geschehen und die Erfahrungen in SPT-Sessions zu reflektieren. Es lässt sich aber auch wunderbar davon losgelöst anwenden, um in der Begleitung von (Transformations)-Prozessen Strukturen, Muster und Qualitäten wahrzunehmen und besprechbar zu machen – etwa:

  • Wo und wie erleben wir Freiheit/Beschränkungen im aktuellen Prozess?
  • Wo und wie zeigt sich Nicht-Wissen?
  • Inwiefern beobachten wir Aktivitäten eher im Zentrum oder an den Rändern?
Active Hope Joanna Macy

4. Modell: Gruppenprozesse verständlich machen

Die Arbeiten der Öko-Philosophin Joanna Macy wurden uns schon mehrfach empfohlen. Nun hat die frisch überarbeitete Neuauflage ihres Buchs „Active Hope“ uns über den Sommer in die Berge und an die Seen begleitet. Das Buch ist voll an inspirierenden Techniken und wertvoller Argumentationen. An dieser Stelle wollen wir vor allem das vierstufige Prozessmodell mit dem Namen The Work That Reconnects hervorheben. Auch wenn es besonders für die Arbeit mit öko-sozialen Problemen der Welt entwickelt wurde, ähnelt es auch sehr dem Flow unserer Arbeit mit Gruppen. Zu Beginn geht es um Wertschätzung für das, was da ist, was verbindet und Kraft gibt (Coming from Gratitude). Auf dieser Basis ist dann eine Beschäftigung mit Schwierigkeiten und Problemen möglich (Honoring the Pain for the World). Diese emotional-faktische Beschäftigung bringt uns zu neuen Einsichten und Erkenntnissen (Seeing with new eyes) und schließlich zu neuen Impulsen und Initiativen (Going Forth). Diese Prozessbeschreibung ist für uns einerseits wenig überraschend und sehr vertraut. Andererseits hat sie eine sehr prägnante Mischung aus Allgemeingültigkeit und Konkretheit. Das Prozessmodell mag uns fortan nützen, um Auftraggeber*innen Ablauf und Wirkungsweise von Workshops näherzubringen, die nicht von A bis Z durchgeplant sind. Unabhängig davon lohnt sich auch dieser Beitrag über die Dimensionen unserer Arbeit als Facilitator*innen

hören sehen riechen schmecken

5. Modi: Teilnehmen, wie es gerade geht

Kürzlich haben wir an einer Session von Justice von Maur auf der Allied Media Conference teilgenommen. Sie stellte ihr Konzept von Emergent Theatre vor, einer Black Feminism Systems Change Theorie. Justice hat die Anwesenden ganz explizit eingeladen, in einem für sie geeigneten Modus teilzunehmen. So war es vollkommen in Ordnung, nur zuzuhören, sich lediglich per Audio zu beteiligen oder das Video einzuschalten. Diese Anerkennung für das gegenwärtige Befinden und die vorhandenen Ressourcen der Teilnehmer*innen war sehr respektvoll und überraschend für uns. Allzu oft haben wir als Facilitatoren die Tendenz, alle zur Video-Anwesenheit zu bewegen und eine ausgeschaltete Kamera als Zeichen von Desinteresse zu werten. Die Vielfalt von Teilnahmemöglichkeiten ist auch eine Form, Barrieren zu reduzieren und die Vielfalt der Umstände und Zustände der Teilnehmer*innen anzuerkennen. 

climate crises whicked

Dandelion Spaces: „Facing the mess, what’s our leverage?“

Unsere zweite Persönlichkeitshälfte, die sich jenseits von Business as Usual mit der Suche nach Wirksamkeit bei der Dekarbonisierung, Dekolonialisierung und Diversity beschäftigt, ging kurz vor dem Sommer live. Statt Material, Methoden und Expertise finden sich dort mehr Fragen und Suchbewegungen. Zum ersten Newsletter geht es hier


Du suchst einen Sparringspartner für einen komplexen Workshop, kommst in deinem Transformationsprozess nicht weiter oder brauchst jemanden, der Dein Event mit einer Prise Aktionsmethoden bereichert?

Schreibe uns gern eine Mail, wenn du bei einem Vorhaben eine zweite Meinung, einen kritischen Blick oder einen zusätzlichen Partner benötigst. Und wie immer freuen wir uns auch über Feedback zu diesem Newsletter.

Danke fürs Lesen und Deine Zeit.


Kommt gut durch die merkwürdige Zeit, bleibt gesund und auf bald!
Dirk, Jörg und Valentin

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