Hallo zusammen,
eine der Besonderheiten von uns Menschen ist unsere Vorstellungskraft. Wir können uns Dinge ausmalen, die es noch gar nicht gibt. Uns bessere Zukünfte vorzustellen ist ein wichtiger erster Schritt, um diese Wirklichkeit werden zu lassen. Also:
Du wirst jetzt in ein positiveres Morgen reisen. Dein Stuhl wird zur Zeitreisemaschine. Du darfst einen Blick in diese Zukunft werfen und sie erleben. Die Zeitmaschine wird dich genau drei Jahre in die Zukunft bringen. Wenn du im Februar 2028 ankommst, wird sich der Staub der gegenwärtigen Verwirbelungen gelegt haben. Wo heute unüberwindbare Krisen und Gräben die Stimmung verdunkeln, werden in dieser Zukunft positive Impulse und Lösungen strahlen. Die Wirklichkeit wird eine andere sein: schöner, heller, mit mehr Zuversicht. Bist du bereit für diese Reise? Bereit, deinen Tag in dieser neuen Wirklichkeit zu erleben? Dann aktiviere ich jetzt diese Zeitmaschine – und es geht ab in die Zukunft in 10-9-8-7-6-5-4-3-2-1.
Willkommen im Morgen!
Viel Spaß beim vorwärtsgewandten Lesen dieser Ausgabe,
Dirk, Jörg & Valentin

1. Die Zukunft in 3-2-1: Stille Zeitreise als Workshop-Abschluss
Die stille Zeitreise aus dem Eröffnungstext war in ähnlicher Form Teil der Abschluss-Session eines zweitägigen Großgruppen-Workshops. 70 Führungskräfte erfuhren erstmals die Details einer größeren Umstrukturierung. Nach zwei Tagen an Diskussionen, Überraschungen und vielen neuen Begegnungen haben wir die Teilnehmer*innen eine mögliche positive Zukunft ihrer neuen Organisation erträumen lassen. Eine Zukunft, in der sich der Staub des Umbruchs gelegt hat und die neue Struktur im Alltag angekommen ist.
Über Introspektionsfragen (s. High Five #11) haben wir sie angeregt, sich diese Zukunft möglichst konkret und sinnlich vorzustellen. Wo bist du gerade? Wie sieht es dort aus? Wem begegnest du? Du hast ein Bewerbungsgespräch mit einer Führungskraft eines Wettbewerbers. Was erzählst du ihr? Wie überzeugst du die Person? Als Nächstes kommt ein Kunde von dir. Wer ist das? Welche Leistungen bietest du ihm an?
Am Ende dieser geführten Reise haben wir alle wieder in die Gegenwart zurückgeholt, und die Führungskräfte konnten mit ihrer ganz persönlichen Zukunftserfahrung nach Hause gehen.
Die stille Zeitreise hat eine ganz andere Qualität als z.B. ein Pre-Celebration, das wir auch gern als Abschluss in Workshops nutzen. Sie fokussiert stärker auf das Zukunftsszenario und weniger auf den Weg dahin. Die stille Zukunftsreise ist wie ein Traum. Denn auch im Schlafen verarbeiten und integrieren wir Menschen alles Neue.
Wir haben diese Mentalreisen u.a. über Jörg Leupold kennen- und schätzen gelernt.

2. Rhythmus und Routine: Regelmäßigkeit als wichtiger Strukturparameter
Eines der zentralen Prinzipien unserer Arbeit als Berater*- und Facilitator*innen ist es, passende Rhythmen und Routinen zu etablieren und die Arbeit an strategischen und strukturellen Themen zu verstetigen. Je nach Dynamik und Komplexitätsgrad ist es wichtig, dass die richtigen Personen nach einer nicht zu langen Zeit auf das Erreichte sowie die Zusammenarbeit schauen und den nächsten möglichen Schritt planen. Dieser Gedanke entstammt den verschiedenen agilen Methoden und ist Teil unseres Verständnisses von Transformationsprozessen.
Noch immer erleben wir, dass Leitungsteams nur einmal pro Jahr (oder nur alle drei Jahre) intensiver an Strategie- und Strukturthemen arbeiten. Das birgt die Gefahr, dass das Erlebte und Besprochene im operativen Alltag versandet oder durch sich verändernde interne wie externe Realitäten überholt wird. Wir haben gute Erfahrung damit gemacht, wenn Leitungsteams einmal im Jahr intensiver an Themen arbeiten und an zwei bis vier unterjährigen Terminen überprüfen, ob sie auf Kurs sind, was außerdem noch wichtig geworden ist, wo die Zusammenarbeit besser werden sollte und vieles mehr. Durch dieses Vorgehen entwickeln Leitungsteams einen Rhythmus und eine Routine, die den erhöhten Dynamiken und der gestiegenen Komplexität besser gerecht werden und zu schnelleren Anpassungen und erhöhter Umsetzung beitragen. Das gilt nicht nur für die Ergebnisse, sondern insbesondere auch für regelmäßiges Reflektieren der Zusammenarbeit und Klären von Spannungen untereinander.

3. Die Cut-your-problems-Retro: in den Lösungsraum kommen
Oft ist es in Projekten und Workshops wichtig, die Problemtrance zu verlassen und stärker in die Lösungsorientierung zu kommen. Unter anderem aus dem Kontext der Resilienzstärkung gibt es einige Methoden, die helfen können, in einen lösungsorientierten Modus zu gelangen. Den Circle of Influence haben wir an anderer Stelle schon beschrieben. Kürzlich haben wir die Methode “Cut your problems” im Rahmen eines Geschäftsleitungs-Meetings für eine Retrospektive eingesetzt.
Dazu wird ein A4-Papier im Querformat in drei Spalten unterteilt. In die linke Spalte schreibt jede*r für sich die gerade wahrgenommene Probleme (z.B. “zu viele Meetings”). In die mittlere Spalte werden Veränderungswünsche notiert. Diese können entweder mit dem jeweiligen Problem korrespondieren (z.B. “Ich hätte gerne mehr Zeit für mich und konzentriertes Arbeiten.”) oder aber generelle Ableitungen aus allen wahrgenommenen Problemen sein. Der Clou dieser Übung liegt darin, dass jetzt die “Problemspalte” abgeschnitten oder abgerissen und zerknüllt wird. Das Problem wird also haptisch und tatsächlich entfernt. Übrig bleibt nur der Veränderungswunsch – und die letzte Spalte ganz rechts, in die jetzt Möglichkeiten notiert werden, die mich meinem Ziel bzw. meinem Wunsch näher bringen. Was kann ich persönlich tun? (z.B. meetingfreien Tag einführen oder prüfen, an welchen Besprechungen ich nicht unbedingt teilnehmen muss.)
Das Abschneiden der Probleme legt den Fokus nicht nur auf die Lösung, sie sorgt auch für Lachen und Leichtigkeit. Als wir diese Methode kürzlich mit besagter Geschäftsleitung durchgeführt haben, stellte ein Teilnehmer kurzerhand den Mülleimer in die Kreismitte, und alle warfen freudig ihre Problemknäuel wie Basketbälle in den Eimer.
Für eine Retrospektive eignet sich diese Übung auch deswegen gut, weil die Gespräche produktiv nach vorne gerichtet sind. Es wird über Verbesserungswünsche gesprochen und auch darüber, welchen Beitrag jede*r einzelne leisten kann, um die Zusammenarbeit zu verbessern.

4. Workshop-Regeln: Vegas versus Chatham House
Welche Informationen aus einem Workshop weitergetragen werden dürfen und welche als vertraulich im Raum bleiben sollen, ist eine wichtige Workshop-Regel. Das gilt besonders für kritische Themen, bei denen verhindert werden soll, dass sie im Flurfunk eine Eigendynamik entwickeln.
Kürzlich waren wir auf dem Facilitator-Feierabend in Hamburg, einem Netzwerktreffen, um Menschen zusammenzubringen, die andere Menschen zusammenbringen. Dort wurde die Vegas-Regel eingeführt – ein echter Klassiker und oft wichtig: „Alles, was in Vegas passiert, bleibt in Vegas.“ Diese Regel ist super für Treffen, bei denen Vertraulichkeit essenziell ist. Gerade Netzwerktreffen haben ja aber auch den Sinn, dass daraus Neues entsteht und darüber geredet wird. Hier eignet sich vielleicht eher die Chatham House Rule, die wir vor Jahren an der Said Business School in Oxford kennengelernt haben. Diese Regel besagt, dass man über alle Inhalte aus dem Workshop reden darf, solange man nichts über die anwesenden Personen erzählt bzw. die Informationen einzelnen Personen zuordenbar wären.
Kennt jemand eine Regel, die dazu verpflichtet, im Nachhinein möglichst viel und umfassend über den Workshop zu sprechen? Die würde uns auch interessieren.
Danke an Jonas Larbalette, Theresa Oberstraß und Jasmin Geißler für diesen wunderbaren Stammtisch.

5. Teambuilding-Tanz: Stifte, die verbinden
Das “Edding-Spiel” ist ein kleiner, aber feiner Teambuilding-Energizer, der sehr gut deutlich macht wie wichtig es ist, in einer Gruppe aufeinander zu achten, miteinander zu sprechen und das Gesamtsystem im Blick zu behalten.
Dazu stehen alle im Kreis und sind nur durch einen Stift miteinander verbunden, der mit Druck jeweils einer Fingerspitze gehalten wird. Wenn das „System“ einmal steht, lassen wir die Gruppe gerne verschiedene Schwierigkeitsgrade erleben. Alles natürlich in ständiger Verbundenheit mit dem Ziel, dass kein Stift herunterfällt. Zum Warmwerden bietet sich an, dass sich die verbundene Gruppe einmal im Kreis dreht, anschließend schicken wir die Teilnehmer*innen gerne in dieser Formation von einer Raumecke zur anderen und zurück. Und manchmal kommen auch aus der Gruppe neue Formationen, wie kürzlich, als eine Teilnehmerin sagte: „Jetzt alle einmal springen, auf drei. Und dann gemeinsam in die Knie gehen.“
Die Stabilität des Gesamtsystems hängt davon ab, wie gut man auf sich und andere achtet, die Geschwindigkeiten der anderen berücksichtigt und frühzeitig kommuniziert, wenn eine Verbindung instabil zu werden droht. Damit ist diese kleine Übung auch eine gute Metapher für das Zusammenspiel im Alltag. Nicht selten hört man dann einen Satz wie neulich in der Geschäftsleitungs-Klausur einer Stiftung: “Mach mal etwas langsamer, du verlierst mich gleich. Und schneller kann ich auch nicht werden, weil ich sonst die Verbindung zu N. verliere.”
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