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Kompliment-O-Mat & Sugar Cubes: Workshop-Schmeicheleien als Methode

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Das geht runter wie Öl. Ein paar schmeichelnde Worte. Positives Feedback. Einfach mal eine persönliche Rückmeldung, die auf eigene Stärken zielt. Eigentlich kostet das nicht viel. Eigentlich nur ein bisschen Überwindung, Aufmerksamkeit und Empathie. Und doch gibt es Komplimente im echten Leben viel zu selten. Im folgenden Beitrag geht’s darum, wie wir Komplimente gezielt in Workshops einsetzen und auch darum, wie wir darauf kamen. Denn auch bei uns gibt es Komplimente eigentlich viel zu selten.

“Ich mag den Glanz in deinen Augen, wenn du dich – wie derzeit mit Soziodrama – in eine neue Methode verliebt hast”. So. Jetzt ist es raus. Ein Kompliment an meinen werthen Kollegen Jörg (der just hier über diese Methode geschrieben hat, die wir gerade testen und damit Erfahrungen sammeln). Sätze wie der dort oben werden viel zu wenig gesagt. Vielleicht auch gedacht.

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Szenenwechsel: Hinter dieser Box saß ich in letzter Zeit ein paar Mal. Das ist ein Kompliment-O-Mat. Erfunden und gebaut von der tollen Illustratorin Lena Hällmayr. Er funktioniert ganz einfach. Er steht irgendwo herum, ein Mensch setzt sich davor, nimmt ein paar Einstellungen mit Schiebereglern vor – zum Beispiel: “schwarzweiß bis farbig” oder “ehrlich bis übertrieben”. Dahinter sitzt die Komplimentemaschine, ein Teil dieser Maschine zeichnet (Lena) ein anderer schreibt (zum Beispiel ich). Nach wenigen Minuten und mehr oder weniger Kommunikation zwischen Mensch und Automat kommen ein paar warme Worte und eine Illustration aus dem Ausgabefach heraus. Einfach so. Für umme.

Einige Tage nachdem ich als kleines Zahnrad in dieser Maschine in Windeseile Kompliment um Kompliment schrieb und die Zufriedenheit der Lob-Empfänger sah, steckten wir mal wieder mitten in der Vorbereitung eines mehrtägigen Team-Offsites. Da lag der Schluss nahe: wäre es nicht gut, wenn sich die Teilnehmer dort auch einfach mal mit Komplimenten überhäufen? Doch, das wäre es bestimmt!

Also bauten wir die Komplimente-Logik kurzerhand in den Workshop ein, und zwar so:

Anleitung für einen Workshop-Kompliment-O-Maten

  • Für jeden Teilnehmer haben wir einen Briefumschlag an eine Wand gehängt und den Namen drauf geschrieben.
  • Davor drapierten wir kleine Karteikarten und Stifte.
  • Gleich in der Anmoderation des Offsites haben wir den Kompliment-O-Maten einmal vorgestellt und dann immer mal wieder zwischendurch darauf hingewiesen, dass die Maschine gefüttert werden will.
  • Zum Schluss haben wir jeder Teilnehmerin ihren Umschlag überreicht – zum Öffnen ganz alleine und in Ruhe, auf der Rückfahrt oder zu Hause.

Fazit zu dieser Komplimente-Schleuder

“Natürlich” haben wir auch für uns Moderatoren Umschläge aufgehängt. Und über die drei Tage des Offsites auch selbst immer mal wieder Komplimente geschrieben und verteilt. So können wir auch aus erster Hand sagen, dass sowohl das Schreiben als auch das Empfangen mehr ist, als ein Workshop-Gimmick der Nettigkeiten. Durch das “Briefgeheimnis” wurden die Worte uns gegenüber deutlich persönlicher, als in einer offenen Feedback-Runde.

Und auch wenn die Kausalität bei so einer intensiven, mehrtägigen Veranstaltung freilich nicht einfach abzuleiten ist: das Offsite verlief trotz teils heftiger inhaltlicher Reibereien sehr herzlich, offen und wertschätzend. Geschadet hat es da sicher nicht, immer mal wieder auf die Komplimente-Ebene zu klettern – und bei jeder Teilnehmerin den Fokus darauf zu legen, was am Gegenüber eigentlich gerade toll ist. Was an ihr oder ihm ein Kompliment verdient.

Seit diesem ersten Einsatz nehmen wir die Methode immer wieder gerne mit zu längeren Workshop-Formaten. Methoden, die gleich beim ersten Einsatz so gut zünden, haben irgendwie eh immer einen besonderen Platz im Werkzeugkasten sicher. Es lag nicht nur an dieser Methode, aber sie hat ihren Teil zum Gesamtpaket beigetragen. Und wenn wir so ein Feedback bekommen, wie nach diesem Offsite, dann wissen wir sogar ohne Kompliment-O-Mat, dass wir wohl einen guten Job gemacht haben.

“Die Tage mit euch haben eine „Bewusstseinsänderung“ in dem Team und auch bei mir geschaffen. Wir sind jetzt „die Leader im Unternehmen“ bei neuen Themen in der Zusammenarbeit und optimieren stetig unsere Prozesse, die Zusammenarbeit wird immer agiler und so langsam wird es auch überall sichtbar.”

(Head of Global Communication, eines Weltmarktführers aus der Medizinbranche mit 1500 Mitarbeitern)

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Wer hat’s erfunden?

Es ist wie so oft bei guten Workshop-Methoden: die Tools sind am Ende oft ein Mashup aus Ansätzen, die bei Kollegen erlebt, im Internet aufgestöbert oder aus ganz anderen Zusammenhängen vom Kindergeburtstag bis zum Theaterbesuch importiert werden. Im Falle des Kompliment-O-Maten ging es mit dem eigenen Erleben mit Lena Hällmayers Kompliment-O-Maten los. Lenas Kompliment-O-Mat lässt sich übrigens auch buchen. Samt Illustrations- und Schreibkraft. Große Feiern, Festivals, Kulturveranstaltungen – der Automat hat schon so manches erlebt. Zudem ist Lena eine tolle Illustratorin und ein feiner Mensch – Kontakt zu ihr findet ihr hier:

Jedenfalls: Dass wir die Idee des Kompliment-O-Maten auch in einen der kommenden Workshops verweben wollen, war sofort klar. Nach dem ersten Einsatz stolperten wir dann auch noch über “Sugar Cubes”. Identisches Vorgehen, anderer Name oder: zwei Doofe, ein Gedanke.

Valentin Heyde
Kategorie: Toolbox

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Als Berater und Moderator arbeitet Valentin Heyde an der Schnittstelle von Strategie, Innovation und Organisationsentwicklung. Er berät Mittelständler, Konzerne, Startups und Einzelpersonen wie CEOs oder Stifter. Berufstätig seit 1997, arbeitete er fünf Jahre als freiberuflicher Journalist für das FOCUS Magazin, produzierte Web-TV-Shows für AOL Deutschland und wechselte 2003 dann in die PR- und strategische Kommunikationsberatung. Gute Geschichten und Storytelling sind ihm ein Herzensthema, das er unter anderem als Dozent an der Hamburger Akademie für Publizistik weiter gibt. Valentin Heyde ist Diplom-Politologe, Fotograf und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Hamburg. Kontakt auf Linkedin

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