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Workshop à la Hollywood: ein Storytelling-Tool als Strategie-Werkzeug

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Gute Filme leben meist davon, dass uns Charaktere präsentiert werden, die eine Wandlung durchmachen. Die an ihren Schwächen scheitern oder ungeahnte Stärken entdecken. Helden, die über sich hinaus wachsen, Menschen, die ihre Bestimmung finden. Und Schurken, die immer tiefer ins Böse abdriften. Dabei werden wir mit unseren eigenen Ängsten konfrontiert, mit unseren Sehnsüchten, Hoffnungen – und ebenso mit unserer dunklen Seite. Sind wir vom fiktiven Stoff erst mal gefesselt, können die Charaktere hin und her über die Klaviatur der Gefühle von uns Zuschauern rasen. Was passiert wohl, wenn wir diese Charakter-Mechanismen auf die Arbeit mit Workshop-Teilnehmern übertragen? Was, wenn wir so tun, als sei das Unternehmen (das Projekt, der Service, der CEO…) ein Charakter aus einem Hollywood-Blockbuster? Und was zum Kuckuck hat das mit einem Strategie-Workshop zu tun?

Storytelling-Methoden als Workshop-Fundus

Es gibt viele Quellen, aus denen sich Workshop-Tools ableiten lassen. Jörg grub hier gerade im Bereich Design-Fiction, Dirk hat sogar seine Schwarzmalerei zum Arbeitswerkzeug umgebaut, wir entlehnen aus dem Impro-Theater, bedienen uns im Lego-Shop und plündern die Metro für schöne Materialien. Aus Hollywood, von Drehbuch-Entwicklern, also von Profi-Storytellern Workshop-Tools zu importieren liegt zunächst mal für alle Themen nahe, bei denen es um die Entwicklung von spannendem Content geht. Mein ehemaliger Three-Headed-Monkeys-Kompagnon Christian Riedel hat jüngst zum Beispiel darüber gebloggt, wie sich 5 Grund-Konflikte durch alle Storys ziehen und wie sich das in der Werbung nutzen lässt (Leseempfehlung!).

Ein Storytelling-Tool von Laurie Hutzler

Jetzt und hier geht es aber um etwas anderes. Es geht darum, wie ein Drehbuch-Werkzeug zu einem Workshop-Tool wurde, um an der Strategie eines Unternehmens zu arbeiten. Ich möchte ein Werkzeug vorstellen, dass eigentlich entwickelt wurde, um die Charaktere in Film-Drehbüchern zu schärfen: Die Character-Map von Laurie Hutzler. Dieses Storytelling-Tool der US-amerikanischen Drehbuchberaterin hat mich in Workshops wirklich überrascht.

Es gibt Methoden bei denen ziemlich genau abzusehen ist, welche Art von Ergebnis sie liefern werden. Setze ich zum Beispiel ein Business Model Canvas ein, weiß ich vorher, dass wir mit einem geschärften Bild aus der nächsten Session herausgehen werden – die Flughöhe ist vorab relativ klar. Sagen wir mal, es ist wie das Zeichnen mit einem Bleistift – präzise Striche und gezielte Schattierungen sind möglich. Der Einsatz der Character-Map verhält sich eher wie das Beträufeln von Büttenpapier mit verschieden gefärbten Wassertropfen. Will sagen: Bei jedem Einsatz hat die Character-Map bis heute in Workshops funktioniert, dabei aber auch überrascht oder auch mal zu nicht geplanten Situationen geführt. Das liegt auch daran, dass die Arbeit mit der Map ziemlich direkt auf der emotionalen Seite der Teilnehmer einsteigt und Rationalität erst im zweiten Schritt gefragt ist.

Das Setting: Strategie-Offsite mit einem Startup

Vor einiger Zeit habe ich einen Workshop mit drei Gründern eines Startups durchgeführt. An zwei Tagen sollte es um die Strategie des Unternehmens gehen und um das gemeinsame Bild und Selbstverständnis der Gründer von ihrer Firma. Die Character-Map habe ich in diesem Workshop gleich zu Beginn eingesetzt, weil ich durch die Vorabgespräche mit einem der Gründer hoffte, dass sie genau die Pain-Points auf den Tisch bringen würde und – wenn es gut liefe – auch schon ausstehende strategische Entscheidungen offensichtlich machen würde.

Die 6 Fragen der Character-Map

Die Arbeit mit der Character-Map beginnt zunächst einmal mit sechs Fragen – die Gesamtdauer der Session im Rahmen des Workshops beträgt im hier dargestellten Modus, wie könnte es anders sein: beste Spielfilmlänge von 105 Minuten. Der Start fühlt sich etwas sperrig an, denn die Fragen sind ja eigentlich auf einen Film-Charakter bezogen, wir wenden sie jetzt aber auf eine Firma, ein Produkt oder Service an. Die Teilnehmer müssen sich erst einmal darauf einlassen, so ein Konstrukt als selbstständigen Charakter anzuerkennen. Diese Hürde wird klarer, wenn ich die Fragen aufliste und Du Dir bitte geistig vergegenwärtigst, einer der Startup-Gründer zu sein und das Startup als eigenständig denkenden und handelnden Charakter im Kopf zu haben. Frage ich also, “wie geht es Dir?”, dann meint dieses “Dich” nicht “Dich”, sondern Dein Startup – von dem wiederum Du und alle Mitarbeiter ein Teil sind. Alle Klarheiten beseitigt? Prima. Also bitte:

(Die Fragen sind hemdsärmelig aus dem Englischen übersetzt. Die Originalfragen und ein absolut lesenswertes Büchlein zur Character-Map gibt es auf der Website von Laurie Hutzler.)

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  1. Frage: Missverständnisse
    Wenn Menschen Dich nicht besonders gut kennen, was ist ihr größtes Missverständnis darüber, wer Du bist? Wie denken Leute oft fälschlicherweise über Dich, wenn sie Dich zum ersten Mal treffen? Was wird hinter vorgehaltener Hand über Dich gelästert?
  2. Frage: Ängste
    Vor was hattest Du in Deiner Kindheit am meisten Angst? Und zwar eine nicht-spezifische, verallgemeinerte Angst. Eine Angst, die es geschafft hat, Dich in der Nacht wach liegen zu lassen. Welche Angst war so stark, dass Du nicht einschlafen konntest?
  3. Frage: Stärken
    Was sind Deine stärksten Charakterzüge? Auf welche Stärken kannst Du Dich verlassen, wenn es hart auf hart kommt? Welche Werte sind für Dich zentral? Was halten andere für Deine besten Eigenschaften?
  4. Frage: Vorbilder
    Jetzt geht es um die Merkmale und Eigenschaften, die Du nicht hast, die Du aber bei anderen bewunderst. Wenn Du diese Eigenschaften bei jemand anderem siehst, bist Du hingerissen. Und wenn Du ehrlich bist, würdest Du dir gerne eine Scheibe dieser wunderbaren Merkmale abschneiden.
  5. Frage: Schwächen
    Welche Charaktereigenschaften bringen Dich in Schwierigkeiten? Was sind die Eigenschaften, die Dich manchmal ins Stolpern bringen, obwohl die Dinge gerade einigermaßen gut laufen? Was sind die Eigenschaften, die Dich am häufigsten in Streitigkeiten oder Schwierigkeiten mit Deinen Lieben bringt?
  6. Frage: Ablehnung
    Stell Dir jetzt jemanden vor, den Du nicht ausstehen kannst. Jemand, den Du gut kennst oder beobachtet hast. Allein bei dem Gedanken, stellen sich deine Nackenhaare auf. Du spürst körperliche Abwehr. Was sind die Eigenschaften, die diese Person hat, die so viel Ablehnung Deinerseits provoziert?

Es knirscht, funktioniert aber – und kann tiefer gehen

Ja, es knirscht. Es es ist wirklich nicht leicht, mit diesem Duzen zu arbeiten und die Firma im Gedankenspiel als eigenständigen Charakter zuzulassen. Es würde auf den ersten Blick etwas einfacher werden, wenn die Fragen umformuliert würden. Damit habe ich auch schon experimentiert und verschiedene Templates ausprobiert.

Mein Fazit ist bislang aber: Die Fragen funktionieren trotz ihrer Sperrigkeit in der Originalform besser. Vielleicht auch, weil dann offensichtlicher ist, dass das Vorgehen entliehen ist. Ich “verkaufe” das immer auch ein wenig als Hollywood-Experiment.

Die aufgeschriebenen Fragen ergänze ich dann lieber auf der Tonspur, wenn Teilnehmer mit den Antworten hadern (und das werden sie tun!). Ich ergänze also zum Beispiel: “auf welche Eigenschaften könnt Ihr euch in Eurer Firma immer verlassen? Was zeichnet Euch als Team aus?”.

Ablauf: Die Character-Map als Workshop-Tool

Diese sechs Fragen sind also der Ausgangspunkt. Im Folgenden stelle ich vor, wie und in welchem Ablauf ich sie in dem zweitägigen Workshop mit den drei Gründern eingesetzt habe. Die Character-Map diente dabei als Klammer – ganz zu Beginn des Workshops und erneut bei der Reflektion der beiden Tage. Das konkrete Beispiel dient nur zur besseren Darstellung und ist im Detail natürlich wandelbar.

1: Fragen beantworten (15 Minuten)

Die Teilnehmer beantworten alle sechs Fragen still und für sich auf Post-Its. Maximal drei Post-Its pro Frage sollen als Antworten reichen. Es sollen einfach und schnell die ersten Antworten notiert werden, die in den Sinn kommen. Und wie immer: eine Haftnotiz pro Antwort (weil sich’s sonst nachher nicht gut sortieren lässt).

2: Character-Map vorstellen (5 Minuten)

Jetzt stelle ich den Teilnehmern die Character-Map vor. Das ist ein ziemlich simpel gestrickter Arbeitsbogen mit sieben Feldern. In der Mitte steht als erstes Feld der Charakter, um den es geht. Also jetzt: Das Startup. Die übrigen sechs Felder sind wie im folgenden Bild angeordnet. Für einen Workshop ist es am besten, die sechs Felder auf eine große Moderationswand oder ein Plakat an der Wand zu malen. Dort werden dann gleich die Post-Its angehängt.

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Die Felder werden im nächsten Schritt mit den Antworten der Teilnehmer gefüllt. Die Antworten auf die sechs Fragen werden dabei folgendermaßen zugeordnet* Antworten zu…

  • Frage 1 (Missverständnisse): Mask – die Maske, die der Charakter aufsetzt.
  • Frage 2 (Ängste): Fear – die Ängste des Charakters.
  • Frage 3 (Stärken): Strongest Traits – die Stärken des Charakters.
  • Frage 4 (Vorbilder): Traits Admired – die Eigenschaften, die der Charakter bewundert.
  • Frage 5 (Schwächen): Trouble Traits : Die Schwächen des Charakters.
  • Frage 6 (Ablehnung): Dark Side : Die Abgründe des Charakters.

3: Antworten vorstellen (10 Minuten)

Nacheinander stellen die Workshop-Teilnehmer ihre Antworten vor und kleben sie auf die entsprechenden Felder auf der Character-Map.

4: Antworten clustern (15 Minuten)

Clustern der Antworten in den sechs Feldern. Und dabei gegebenenfalls nochmal neu formulieren, zusammenfassen, präzisieren.

5: Antworten gewichten (10 Minuten)

Jetzt sollen die Teilnehmer die Antworten gewichten. Dafür bieten sich Klebepunkte an. Zum Beispiel ein “5 Punkte für jedes der 6 Antwortfelder”, von denen aber höchstens 3 auf eine Karte geklebt werden dürfen. Da haben die Gründer jetzt also viele, viele Punkte zu kleben.

6: Charakter-Pfade aufzeigen (10 Minuten)

Das Team kann sich kurz zurücklehnen. Ich erzähle an einem Beispiel, wie mit der Character-Map die Entwicklung eines Film-Charakters dargestellt und geschärft werden kann.

Laurie Hutzler zeigt das* als Beispiel an einem Film, den fast jeder gesehen hat/gesehen haben sollte: Wall Street mit Michael Douglas und Charlie Sheen. Sie beantwortet die Fragen für Bud Fox (Charlie Sheens Hauptrolle) in etwa so:

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(Eine gute Leseunterbrechung wäre jetzt: auf der Couch Platz nehmen und nochmal in aller Ruhe “Wall Street” gucken. Und dabei immer wieder auf die Character-Map zu schielen. Die Charaktereigenschaften des Filmhelden werden durch die anderen tragenden Figuren geschärft.)

Da ist Gordon Gekko als fleischgewordene Dark Side, der Bud immer weiter in seine problematischen Charaktereigenschaften (Trouble Traits) drängt. Buds Vater, der für die Dinge steht, die Bud in seinem Innersten bewundert (Traits Admired). Im Verlauf des Films konfrontiert Bud seine Angst und er entscheidet sich, in seinem bisherigen Umfeld zum Verlierer zu werden. Und dafür muss er sich von seinen stärksten Eigenschaften lösen, denn seine Beharrlichkeit (Persistence) hat ihn blind für die negativen Auswirkungen seiner Handlungen gemacht.

Bei einem Drehbuch lässt sich da an jeder Schraube beliebig drehen, aber nun haben wir es im Workshop mit echten Menschen, einer echten Firma und einer realen Umwelt zu tun.

7: Gemeinsam angucken und sortieren (20 Minuten)

Beim gemeinsamen Blick auf das Poster ist vor allem erst mal spannend, ob es große Übereinstimmungen gibt, Antworten, die sich gut ergänzen oder echte Widersprüche. Das Team hat jedenfalls Gesprächsanlässe und die Fragen decken erstaunlich schnell Punkte auf, die das Team vielleicht gerade so mit sich herum trägt.

In der Moderation gehe ich darauf ein, welche Antworten als wichtig erachtet wurden und lasse nur die 3-5 Karten mit den meisten Klebepunkten auf der Map – die übrigen Karten hänge ich außen neben das Poster.

8: Charakter-Pfade durchspielen (20 Minuten)

Nahtlos moderiere ich weiter die Diskussion anhand der Character-Map und – wenn es nicht von alleine passiert – bitte ich die Teilnehmer immer wieder, die Entwicklungen ihres eigenen Charakters zu beschreiben. Also im Sinne von: Mal angenommen Dein Charakter (Deine Firma, Dein Service, Dein Produkt) wäre Protagonist in einem Film, wie würde sich der Charakter jetzt anhand dieser Character-Map entwickeln können? Was wären die zentralen Momente und Wendepunkte?

Extra-Level:

Ein optionaler Zusatz ist hier die Frage nach Genres. Also, wie würde sich Euer Charakter in einer Tragödie entwickeln, wie in einer Komödie, wie in einem Thriller?

Es geht an dieser Stelle nicht darum, bis ins Detail auszuarbeiten, was konkret getan werden müsste, um diese oder jede Entwicklung der Firma voran zu treiben. Es geht eher darum, Themen offen zu legen, die im weiteren Verlauf des Workshops bearbeitet werden können und sollen.

Mit wenig eingesetzter Zeit stehen in diesem Moment meist schon sehr spannende Ergebnisse im Raum. Negative Szenarien, die den weiteren Verlauf der Firma oder des Service in einer Tragödie enden lassen – oder ein echtes Happy-End mit einem Befreiungsschlag des Hauptdarstellers.

Was wäre wenn – weiter mit anderen Methoden

Nachdem wir bislang noch ganz schön tief in halber Fiktion stecken, geht es jetzt zurück in die Realität. Was würden die skizzierten Entwicklungswege des Charakter (also der Firma, des Produkts…) in der Realität bedeuten?

Und welche Entwicklungsmöglichkeiten wollen wir jetzt im Workshop weiter durchdenken, um daraus strategische Pfade abzuleiten?

Nachdem über die Arbeit mit der Character-Map nun die Themen identifiziert sind, die weiter bearbeitet werden sollen, ist es an der Zeit, eben diese Themen mit anderen Werkzeugen anzugehen. Um das plastischer zu machen springe ich zurück zum konkreten Beispiel. Aus der gemeinsam erarbeiteten Character-Map der Startup-Gründer stach folgende Charakter-Entwicklung mit Happy-End heraus:

Workshop-Ergebnis durchs Warm-Up vorweg genommen

Bislang operierte das Startup sehr bodenständig. Wachstum sollte am liebsten aus eigener Kraft erfolgen (Strongest Traits). Gleichzeitig versuchten alle tendenziell Konflikte zu umgehen (intern und extern) und die Gründer haderten mit großen Entscheidungen (Trouble Traits). Die größte Angst der Gründer war es, dass sie den richtigen Zeitpunkt verpassen würden, entweder durchzustarten oder anzuerkennen, dass sie ihr Abenteuer beenden müssen (Fear). Glasklar wurde, dass es genug war mit einem guten Stück Bodenständigkeit. Sie wollten auf Wachstum setzen, zum echten SaaS-Modell (Software as a Service) werden und größer denken – und ja, auch endlich mal eine starke Geschichte erzählen (Traits Admired). Dabei wollten sie sich auf gar keinen Fall in Richtung zweier Konkurrenten entwickeln, deren Gebaren und Geschäftsmodell ihnen zutiefst zuwider war (Dark Side).

Die Character-Map: ein Storytelling-Tool für Strategie-Workshops á la Hollywood Klick um zu Tweeten

In diesem konkreten Fall sollte der Einsatz der Character-Map, eigentlich ja „nur“ ein Storytelling-Tool, zum treffsicheren Warm-Up für den zweitägigen Strategie-Workshop werden. Denn schlussendlich wurden genau die Entscheidungen getroffen, die sich bereits nach einer Session in Spielfilmlänge aus der Character-Map ablesen ließen. Die wir Im weiteren Workshop dann aber mit handfesten Zielen, Maßnahmen und Zeithorizonten konkretisiert haben.

Zum Abschluss des Workshops konnten wir uns noch mal vor der Character-Map versammeln und reflektieren, was wir in den vergangenen zwei Tagen geschafft haben.

Fazit und alternativer Einsatz der Character-Map

Nicht jedes Mal verläuft die Arbeit mit der Character-Map so gut. Das ist ja aber mit jedem Werkzeug so – mal läuft es prima, mal klemmt es hier oder da. Trotzdem wurde ich bislang bei jedem Einsatz der Character-Map belohnt.

Trotz erfolgreichem Einsatz der Character-Map als Workshop-Tool (vor allem in Strategie-Workshops), ist jede erneute Verwendung für mich immer wieder aufregend, und ich habe Angst, dass es überhaupt nicht funktioniert. Insofern freue ich mich riesig, wenn Du sie vielleicht auch mal einsetzt und wir uns dann dazu austauschen, wie sie bei Dir funktioniert hat.

PS: Ein paar Mal habe ich sie auch schon in Prozessen mit einzelnen Personen eingesetzt. Da zielten die Fragen dann direkt auf den eigenen Charakter. Das fühlt sich im Ablauf nicht so sperrig an, geht dafür aber unter Umständen ziemlich direkt ans Eingemachte. Gerade bei der Frage nach der Angst bringen hier die tatsächlichen Urängste der Befragten eine spannende Perspektive mit ins Spiel. Denn auch wenn wir das in der scheinbar rationalen Geschäftswelt nicht so gerne hören: Die Strategie von Unternehmenslenkern hat natürlich auch mit ihrem eigenen Charakter zu tun, und der wiederum existiert ja nicht losgelöst von Zeit, Raum und Erfahrungen, sondern geht in seiner Entwicklung eben wirklich bis zurück zu seinen Kindheitsängsten.

Mit dieser Perspektive steht man aber auch schon mit einem Bein im Coaching-Prozess. Ob man das will und ob das zur eigenen Position passt, muss dabei jeder im Einzelfall für sich entscheiden.

*Ich spare an dieser Stelle meist einen Schritt, der an der Character-Map eigentlich sehr spannend ist. Laurie Hutzler hat einen Arbeitsbogen, auf den die Antworten auf die sechs Fragen eingetragen werden und der dabei die Angst ins Zentrum setzt.

Die herausgearbeiteten Antworten aus dem oben dargestellten Fragebogen beantworten dabei diese Fragen:

  • Frage 1: Wie versteckt, maskiert oder verneint der Charakter seine Angst?
  • Frage 2: Die Angst ist definiert durch:
  • Frage 3: Wie kontrolliert der Charakter seine Angst, wie geht es mit ihr um?
  • Frage 4: Wie kann der Charakter seiner Angst entgegentreten?:
  • Frage 5: Wozu wird der Charakter von seiner Angst verlockt? Wozu wird es von der Angst getrieben?
  • Frage 6: Wie gibt der Charakter der Angst vollständig nach, wie geht er in ihr auf?

Diese Lesart funktioniert mit Film-Charakteren super. Im Workshop war dieser Schritt aber zu sperrig. Denn es geht ja darum, Themen aus einem Team zu heben. Und nicht darum, einen möglichst durchdachten Drehbuchstoff zu entwickeln.  

Valentin Heyde
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Als Berater und Moderator arbeitet Valentin Heyde an der Schnittstelle von Strategie, Innovation und Organisationsentwicklung. Er berät Mittelständler, Konzerne, Startups und Einzelpersonen wie CEOs oder Stifter. Berufstätig seit 1997, arbeitete er fünf Jahre als freiberuflicher Journalist für das FOCUS Magazin, produzierte Web-TV-Shows für AOL Deutschland und wechselte 2003 dann in die PR- und strategische Kommunikationsberatung. Gute Geschichten und Storytelling sind ihm ein Herzensthema, das er unter anderem als Dozent an der Hamburger Akademie für Publizistik weiter gibt. Valentin Heyde ist Diplom-Politologe, Fotograf und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Hamburg. Kontakt auf Linkedin

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