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Rückblick nach vorn zum Halbjahres-Geburtstag

Dirk Bathen, Jörg Jelden und Valentin Heyde

Unser Blog hat halbjähriges Jubiläum. Und 2016 steht vor der Tür. Ein guter Anlass für ein Zwischenfazit und etwas Blick voraus. Welche Beiträge wurden am meisten geklickt? Was hat komfortzonen.de mit uns gemacht und was mit unserem Umfeld, unseren Projekten, der Zusammenarbeit. Was kommt bei uns ins Rollen, was wollen wir anpacken und was wünscht Ihr euch eigentlich, werte Lesende?

“Ich habe gegoogelt und bin dabei auf eurem Blog gelandet.”

Dieser Satz fiel im ersten Telefonat mit einem Kunden – und mündet nun darin, dass wir im Januar einen dreitägigen Team- und Strategie-Workshop mit 25 Leuten in Barcelona leiten. Als Dirk, Jörg und ich komfortzonen.de im Juni gestartet haben, war genau das ein Ziel für uns: Ohne Mundpropaganda neue Kontakte knüpfen und letzlich: spannende Aufträge bekommen.
Dass das so gut funktioniert ist toll. Aber gleichzeitig hat das Blog intern und extern noch viel mehr in Gang gebracht. Mit Blick auf die kommenden Festtage und unseren halbjährigen Geburtstag wagen wir mal einen Blick in den Rückspiegel – und na klar, auch einen Blick mit Fernlicht voraus.

“Ach, das macht ihr also”

“Und was machst du so?” – eine Frage, bei der ich oft wünschte, Tankstellen-Betreiber oder Zahnarzt zu sein. Zack, kurze Erklärung. Bild im Kopf. Schublade auf, Gegenüber rein und Klappe zu. Moderator? Facilitator? Strategie- oder Innovationsberater? Storytelling-Experte bis hin zum Coach? Alles schon als Schublade für einen von uns da gewesen. Diese Schubladen kommen mit ein paar Haken. Weiß ich, wo ich das nächste mal vorfahren kann, wenn der Tank leer ist oder einen Termin vereinbare, wenn ein Zahn im Loch ist, ist das bei unseren Schubladen anders. Die Begriffe sind so abstrakt, dass am Ende nur bleibt “irgendwas mit Strategie”, “die sind Berater” oder “die machen irgendwas mit Innovations- und Zukunftsthemen.”
Konsequenz ist, dass vielen, selbst engeren Kontakten, gar nicht klar ist, was wir eigentlich so machen und vor allem, wie wir machen was wir machen. Unser Blog hat dieses Schubladengerüst erheblich in seinen Grundfesten erschüttert. Alte Weggefährten melden sich plötzlich und sagen “ah, jetzt wird mir klar, wie du arbeitest.” Oft gefolgt von Sätzen wie “lass uns mal wieder zusammen setzen, ich glaube, ihr könntet mir bei Thema xy helfen”.
Wir haben uns mit dem Blog offenbar eine Zufallsbeschleunigungsmaschine gebaut. Das Blog hat unser Profil unter alten Bekannten geschärft und uns gleichzeitig in neuen Kreisen sichtbar gemacht.

Die Innen-Wirkungen

Zielten unsere Motive eher auf die Außenwahrnehmung, war für uns in den letzten Monaten mindestens genauso spannend, wie das Blog nach innen gewirkt hat. Seit etwas über 1,5 Jahren teilen Jörg, Dirk und ich nun ein Büro im Betahaus Hamburg. Ein Grund für das Gemeinschaftsbüro war neben Sympathie auch die Aussicht auf gemeinsame Arbeit an eigenen und Kundenprojekten. Auf beiden Ebenen hat das Blog eine zuverlässige Rolle als Turbolader entwickelt.

Gemeinsame Projekte

Der Anteil gemeinsam durchgeführter Projekte ist drastisch gestiegen. Fast jeden Workshop haben wir in wechselnden Zweierkonstellationen angeboten – weil wir wann immer es geht im Tandem moderieren und damit durchweg gute Erfahrungen gemacht haben. Auch wenn jeder von uns selbstständig und auf eigene Rechnung arbeitet, haben wir de facto nun auch einen gemeinsamen Eingangskorb von neuen Projekten. Das hat für uns den Vorteil, dass wir gezielter danach schauen können, welche Projekte wir wie annehmen wollen, und für Kunden können wir unsere Ressourcen jetzt besser einsetzen und verteilen. Auch bei diesem Thema wird es spannend für uns sein, welche Dynamik das noch mit sich bringt.

Gesteigerte Tool-Sensibilität

Wir alle drei haben es schon vor dem Start des Blogs geliebt auf die Pirsch nach neuen Tools zu gehen – freie Selbstbedienung auf dem weiten Markt der Werkzeuge vom Business Model Canvas bis zum Product Field, von Drehbuch-Werkzeugen bis zum Lego-Bauen, von Impro-Theater-Übungen bis zur Aufstellungsarbeit. Bislang hatten wir uns damit eher im stillen Kämmerlein beschäftigt. Seit dem Launch hat sich unser Umgang mit Tools verändert. Der Sog des Blogs hat den Blick für die Adaption von Workshop-Tools erweitert und fokussiert. Wie genau setze ich das Tool ein? Wie hat es funktioniert? Wie würde ich es einem Dritten erklären?
Zack: Mal eben auch noch eine Tool-Selbstreflektionsmaschine zusammen geschraubt. Sichtbar wurde das zum Beispiel, als Dirk seine Nebentätigkeit als Schwarzmaler in eine Workshop-Methode übersetzt hat.

Gesteigerte Qualität

Das ist auch passiert, weil uns der hausgemachte Veröffentlichungsdruck dazu treibt, in jeder wöchentlichen Redaktionssitzung zu fragen: Was ist das nächste Thema fürs Blog? Aus welchem Teil meiner aktuellen Arbeit kann ich einen neuen Beitrag schnitzen? Das könnte jetzt erst mal nach Selbstzweck klingen, aber vor allem hat es die Qualität unserer Arbeit gesteigert. Zum einen, weil wir noch tiefer als vorher über Tools nachdenken, aber auch, weil wir unsere Arbeit und unsere Haltung insgesamt stärker hinterfragen: Ob Jörgs Artikel über Macht in Moderationen oder Dirks Einlassung über “Raus aus der Komfortzone – aber wohin dann?” – die Verschriftlichung zuvor implizit vorhandener Standpunkte gehörte einerseits zu den meistgelesenen Blogbeiträgen mit den längsten Lesezeiten, hat aber vor allem für uns selbst präzisiert welche gemeinsame Haltung wir in unserer Arbeit haben – und ebenso, wo es Diskussionsbedarf gibt.

Insgesamt haben wir in 27 Wochen 35 Beiträge veröffentlicht und liegen damit knapp über dem gesetzten Ziel von einem Artikel pro Woche. Wir haben:

11 Workshop-Tools vorgestellt
8 Gäste im Blog begrüßt
11 Standpunkte vertreten
und 5 Workshop-Locations erkundet

Wissenstransfer – im Selbst, im Wir, mit Euch

Was bei der der Ausformulierung eigener Perspektive und Haltung wunderbar funktioniert hat, klappte durch das Blog auch bei der Aufbereitung von neuem Input. Im Juni hat Dirk das Modul “Organisationskulturen beeinflussen” der Metaplan Summer School besucht. Das hätte er auch ohne Blog getan. Ohne Blog hätte er uns in den folgenden Tagen ein paar Eindrücke geschildert, für sich die wichtigsten Erkenntnise im Kopf gespeichert und fertig. Jetzt, mit Blog, hat er 30 Seminarstunden in 15 Leseminuten kondensiert und damit das Gelernte für sich (und Euch) in einer Art und Weise aufbereitet, die es ohne dieses Blog nicht gegeben hätte.

Die Auseinandersetzung mit Themen wird durch unseren Review-Prozess dabei noch intensiviert: Kein Blogartikel wird veröffentlicht, wenn nicht mindestens einer gegengelesen hat, bei großen Themen immer alle. Das führt schon vor der Veröffentlichung zu Diskussion, Austausch, Erweiterung und damit auch Verinnerlichung.

Eigene Projekte gestartet

Diese zuvor nicht da gewesene Beschäftigung mit Themen bei gleichzeitig neuer Sichtbarkeit führte schnell auch zu neuen Fragen: Hey, wollen wir nicht auch mal gemeinsam eigene Workshops anbieten, statt „nur“ für Kunden Workshops zu konzipieren? Die erste Antwort wurde schnell konkret, als das Selfmade Lab uns einlud, einen Workshop anzubieten. Geboren war unser Workshop-Workshop. Erstmalig sind wir dabei als Workshop-Leiter auf die Metaebene eines Moderationstrainings geklettert. Das kam gut an und hat vor allem Spaß gemacht. Die zweite, offene Iteration des Workshop-Workshops gibt es im Januar in Kooperation mit dem Designstudio namename in Bremen. Wir waren ein wenig überwältigt, als der Workshop schon Ende November komplett ausgebucht war.

Eigene Produkte (noch nicht gestartet)

Mit der entstandenen Dynamik ist nun der Wunsch nach eigenen Produkten in uns entflammt. Ob haptisches Workshop-Tool oder App – irgendetwas wollen wir da sehr gerne im kommenden Jahr auf den Weg bringen.

Und wo wir gerade bei Wünschen sind

Noch mehr Austausch wäre toll! Konkret heißt das für unser Blog, dass wir uns mehr Shares wünschen, mehr Kommentare und Diskussionen, Rückmeldungen und auch mehr Gastbeiträge – und nicht zuletzt: her bitte auch mit kritischem Feedback! Ein Wunsch, dessen Erfüllung wir weitgehend selbst in der Hand haben, ist ein Relaunch samt neuem Logo (ja, das aktuelle ist wirklich nur ein Provisorium). Wenn 2016 dann noch ein paar schöne Workshop-Locations für uns bereit hält, wäre das klasse.

Viel geschafft und viel vor. Was hier im Rückblick ziemlich rosig klingt, ist im Alltag oft eine Grätsche zwischen Anspruch und Ressourcen, die hin und wieder nahe an den Muskelfaserriss geht. Vermutlich schaffen wir die Hälfte von dem, was wir uns vorgenommen haben. Das wäre schon toll!

Und Ihr? Habt Ihr Wünsche an uns und unser Blog? Auf welchem Kanal auch immer: Gerne her damit! Euch allen alles Gute für den Übergang in die 2016er-Zone!

Valentin Heyde
Kategorie: Standpunkte

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Als Berater und Moderator arbeitet Valentin Heyde an der Schnittstelle von Strategie, Innovation und Organisationsentwicklung. Er berät Mittelständler, Konzerne, Startups und Einzelpersonen wie CEOs oder Stifter. Berufstätig seit 1997, arbeitete er fünf Jahre als freiberuflicher Journalist für das FOCUS Magazin, produzierte Web-TV-Shows für AOL Deutschland und wechselte 2003 dann in die PR- und strategische Kommunikationsberatung. Gute Geschichten und Storytelling sind ihm ein Herzensthema, das er unter anderem als Dozent an der Hamburger Akademie für Publizistik weiter gibt. Valentin Heyde ist Diplom-Politologe, Fotograf und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Hamburg. Kontakt auf Linkedin

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