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Bauen mit Lego

LEGO SERIOUS PLAY

Mit den kleinen, bunten Bauklötzen spielen nicht nur Kinder gerne. LEGO ® SERIOUS PLAY ® ist eine tolle Methode, um mit den Händen zu denken, um spielerisch ernste Themen zu bearbeiten, um alleine oder gemeinsam auf neue Gedanken zu kommen. Dabei ist die Methode universell einsetzbar. Von Teamkonflikten über Strategieentwicklung bis hin zu Innovationsprojekten.

Die kleine Übung zwischendurch

Ich bin kein zertifizierter LEGO ® SERIOUS PLAY ® Facilitator. Das muss ich sagen, denn mit den Trademark Guidelines ist LEGO ziemlich streng. Aber ich verwende Lego-Steine gerne als ein Modul im Rahmen von Workshops und richte mich dabei nach der Methode des LEGO ® SERIOUS PLAY ®. Weil die Arbeit damit toll ist: sie bringt Spaß und ist extrem produktiv. Damit ist dann zumindest der siebte Punkt erfüllt, den Jörg in seinem Artikel zum Selbstverständnis eines Moderators aufgeführt hat: Unterhaltung.

Man kann ganze Workshops mit der LSP-Methode durchführen. Das mache ich nicht. Ich mache im Rahmen von Strategie- oder Innovationsworkshops „irgendetwas mit Lego“. Und zumeist beschränkt sich das bei eintägigen Workshops auf ungefähr 60 bis 90 Minuten, in denen die bunten Steine zum Einsatz kommen. Meistens im ersten Drittel eines Workshops, um spielerisch ins Thema reinzukommen. Oder am Ende, als Feedback-Tool, wenn ich die Teilnehmer das Fazit des Tages bauen lasse. Man kann damit auch wunderbar einen Workshop starten, denn das metaphorische Bauen eignet sich super für Vorstellungsrunden, weil es die klassisch-langweiligen Selbstsätze zu Beginn vermeidet und auch Teilnehmer, die sich schon kennen, immer noch etwas Neues voneinander erfahren.

Ohne Euch weiter mit Theorie und Vorzügen dieses spielerischen Tools zu nerven, möchte ich kurz erzählen, wie ich so eine Lego-Übung vorbereite und durchführe.

Vorbereitung: Die „Exploration Bags“

Jeder Teilnehmer bekommt eine Schachtel mit 20-30 bunten Steinchen. Dabei können gerne auch ein paar Sondersteine dabei sein, aber es ist wichtig, dass die meisten Klötzchen ganz normale Steine sind, wie man sie von früher kennt, als es noch nicht für jedes popkulturelle Phänomen eine eigene Lego-Serie gab. Warum? Standardsteine lassen der Phantasie freien Lauf, Sondersteine engen den Interpretationsspielraum ein. Ein Tisch ist ein Tisch. Aber ein rechteckiger Stein kann ein Tisch sein, ein Bett, eine Schatzkiste, eine Hürde, ein Koffer oder ein Auto. Mit dieser kleinen Auswahl an Steinen lasse ich die Teilnehmer dann arbeiten. In „richtigen“ LSP-Workshops kommt natürlich eine viel größere Auswahl zum Einsatz, aber für meinen Einsatzbereich wäre das eher überfordernd.

Die Steine können die Teilnehmer des Workshops am Ende mit nach Hause (oder ins Büro) nehmen. So haben sie etwas, das sie an den Tag erinnert – hoffentlich positiv. Die Steine, die ich in meinem Einführungskurs bei Oose bekommen habe, liegen immer noch auf meinem Schreibtisch, und hin und wieder denke ich auch mit den Händen, wenn der Kopf in einer Einbahnstraße steckt.

Diese „Exploration Bags“ kann man schon fertig kaufen, genauso wie LSP-Starter-Kits. Ich bevorzuge aber eine große Box Standard-Steine, plus ein paar Sonderteile und eine schöne Verpackungsmöglichkeit, und dann stelle ich diese Kistchen selbst zusammen. Das kostet zwar ein paar Stunden Arbeit, ist aber auch individueller und macht mehr Spaß. Und für alle, die es noch nicht wussten: Die großen DUPLO-Steine, die für die Kleinkinder, sind übrigens kompatibel zu den kleinen Steinen.

Die Grundprinzipien der strategischen Klötzchenkombination

Grundsätzlich arbeite ich in einem Lego-Modul in in drei Phasen: erst das Aufwärmen, dann der Einstieg ins metaphorische Bauen, dann die Konkretisierung. In den einzelnen Baurunden ist der Ablauf immer gleich. In der LSP-Sprache heißt das „four step principle“: Frage stellen, bauen lassen, Geschichten teilen, Ergebnisse reflektieren. Auf die Frage folgt das Bauen. Hier bringe ich gerne etwas Druck rein und halte die Zeit knapp. Nicht das Bauwerk ist entscheidend, sondern die Geschichte dessen, der es gebaut hat. Nach dem Bauen werden die Werke präsentiert und kurz erklärt. Dabei sind Rückfragen erlaubt („Was bedeutet der pinke Stein oben links?“), aber keine Annahmen oder Bewertungen („Du machst das doch nur pink, weil Du die Frauenquote willst.“).

Der Anfang: Das „Skills Building“

Nach dem ersten Lächeln oder Kopfschütteln, wenn die Teilnehmer die Schachteln öffnen, geht es direkt los. Die ersten Minuten verwende ich darauf, dass alle sich mit den Steinen vertraut machen und ihren Kindheitserinnerungen freien Lauf lassen. In der ersten Runde lasse ich dann alle etwas „Dingliches“ bauen: ein Turm, der möglichst hoch ist, aber trotzdem stabil steht. Oder eine Brücke. Diese Übung ist ganz kurz und benötigt auch keine Rückpräsentation. Es geht nur darum, die Hände warmzudenken.

Metaphorisches Bauen: Mit den Händen denken

„Bau mal Deinen perfekten Sonntagmorgen.“ Oder: „Jetzt baust Du Dein Geschäftsmodell.“ Was fällt Euch bei diesen Fragen auf? Richtig, es sind immaterielle Dinge, die da gebaut werden. Genau das ist das Schöne an dieser Methode. Man baut eben nicht Türme, Häuser oder Flugzeuge. Man baut Gefühle, Strategien oder Lösungen. Das nennt sich dann „metaphorisches Bauen“ und läutet die zweite Phase ein, für die man, je nach Anzahl der Teilnehmer und der Baurunden ca. 20-30 Minuten einplanen sollte. Meine grobe Faustregel ist hierbei: Anzahl Teilnehmer = Minuten pro Baurunde.  Wenn ich 10 Teilnehmer habe, lass ich drei Minuten bauen und pro Person knapp eine Minute das Bauwerk erklären.

Beim metaphorischen Bauen kommt es nicht auf die Schönheit der Bauwerke an. Es zählt nicht das beste Ergebnis oder die tollste Klotzkombination, sondern die Geschichte. Wie gesagt: nicht was man baut ist wichtig, sondern warum. In dieser zweiten Runde bauen die Teilnehmer noch etwas Unverfängliches, das mehr mit ihnen selbst zu tun hat, als mit der konkreten Arbeitsfrage im Workshop: Was ist Glück für mich? Was hat mich zuletzt begeistert? Worauf bin ich in meiner Firma stolz? Was kann ich besonders gut? Was bedeutet „Strategie“ für mich? Je nachdem, wie viel Zeit ich habe und worauf ich mit dem Bauen hinauswill, plane ich hier meistens zwei Baurunden ein.

Konkretisierung: Gebaute Antworten auf die wichtigen Fragen

In der dritten Phase wird es konkreter und das Bauen nähert sich dem eigentlichen Thema des Workshops. Spätestens hier sollte man als Moderator auch die Ergebnisse (also die Geschichten hinter den Bauwerken) mitschreiben, am Flipchart oder auf Moderationskarten. Denn sie können für den weiteren Verlauf des Workshops relevant sein. In einem Strategieworkshop, in dem es um die gemeinsame Ausrichtung verschiedener Tochterunternehmen unter dem Dach einer Unternehmensgruppe ging, habe ich unter anderem eine wichtige Eigenschaft bauen lassen, die für die gesamte Gruppe in Zukunft stärker herausgestellt werden soll. Die „Geschichten“ lieferten dann wichtige Kriterien und Eigenschaften, auf die wir im Laufe des Workshops immer wieder Bezug genommen haben.

Lego_2in1

Individuelle und geteilte Modelle, Landschaften und Ökosysteme

Aufmerksamen Kennern der Methode wird nicht entgangen sein, dass ich die bunten Steine lediglich „individuell“ nutzen lasse. Die Methode kann aber noch viel mehr. Man kann aus individuellen Modellen auch sogenannte „shared models“ machen, in denen jeder Teilnehmer sein Modell einbringt und dann ausgehandelt wird, wie ein gemeinsames Modell aussehen könnte. Das konkrete Bauwerk ist „nur“ das Vehikel, um die Teilnehmer miteinander ins Gespräch zu bringen. Darüberhinaus lassen sich auch ganze Ökosysteme bauen, man kann Verbindungen herstellen und damit Ideen, Probleme, Strategien oder Stakeholder-Beziehungen sichtbar und besprechbar machen. Aber dafür braucht es Zeit, sehr viel Zeit, also eigentlich einen eigenen Workshop.

Herausforderungen für die Moderation

Wie gesagt, ich bin kein zertifizierter Facilitator und nutze Lego als ein Tool unter vielen anderen, um einen Workshop zu gestalten. Ich nutze die Möglichkeiten, die die Methode bietet, genau wie mein Gehirn: bruchstückhaft. Aber selbst dabei habe ich festgestellt, dass es einigen nicht ganz leicht fällt, sich auf die Methode einzulassen. Die meisten Leute sind zwar sehr neugierig, fühlen sich an ihre Kindheit erinnert oder kennen Lego aus Spielkontexten mit ihren eigenen Kindern. Aber es gibt auch skeptische Führungskräfte. Ein paar Worte über Theorie und Hintergrund des LSP haben mir bisher immer geholfen, diese Kollegen zu überzeugen. Mir sind in meiner begrenzten, nicht repräsentativen Erfahrung sehr wenige Workshopteilnehmer begegnet, die nur widerwillg mitgemacht haben.

Wer mehr wissen möchte

LEGO ® SERIOUS PLAY ® ist im Einsatz sehr einfach, aber in der Theorie mitunter etwas komplex, und ich habe hier nur in Grundzügen das wiedergegeben, was ich daran schätze und wofür ich es verwende. Wer sich näher mit der Methode befassen möchte, dem sein dieses Einführungs-PDF empfohlen. Und ein Besuch auf der offiziellen LSP-Webseite lohnt sich allemal. Wer sich für die mehrtägige Ausbildung zum LSP Trainer interessiert, kann sich hier informieren. In Hamburg kann man ein Certified Facilitator Training hier machen.

Macht Ihr auch manchmal irgendwas mit Lego? Oder irgendetwas Ähnliches? Dann freue ich mich über Erfahrungen und Anregungen. In diesem Sinne: Nicht kleckern, sondern Klötzchen.

Dirk Bathen
Kategorie: Toolbox

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Soziologe, Autor und Universaldilettant. Als selbstständiger Organisationsberater hilft er Unternehmen und Führungskräften seit 2012, Klarheit über Zukunftsfragen zu erlangen. Vorher war der Vater dreier Töchter Geschäftsführer im Hamburger Trendbüro und in der Marktforschung und Markenberatung tätig. Nebenbei schwärzt er alte Zeitungsartikel und veröffentlicht „Blackouts“ sowie zentrale Randnotizen und bunte Strohhalme zur Weltbewältigung auf seinem Blog mentalreserven.de. www.dirkbathen.de Xing-Profil Kontakt auf LinkedIn

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