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Verrückte Workshop-Off-Location: die Hanseatische Materialverwaltung

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Bisher kannte ich diesen Ort nur als Flaneur, als Requisiten-Shopper und jedes Mal löste er sofort imaginäre Drehbücher in mir aus und ebenso den Wunsch hier mal einen Workshop zu veranstalten. Jetzt war es endlich soweit: Auf Einladung des Selfmade Lab konnten wir die Hanseatische Materialverwaltung als Workshop-Off-Location bespielen. Mit Leichtigkeit hat sie sich dabei einen Platz in meinen Top-10 der besten Workshop-Locations in Hamburg erspielt. Und in der Kategorie “ungewöhnliche und verrückte Workshop-Orte” hat die Hanseatische Materialverwaltung sicher auch über Hamburg hinaus einen der vorderen Plätze sicher.

Gute Workshops leben auch von der Location

Aber von vorn: Gemeinsam mit Dirk und Jörg habe ich Anfang September zum ersten Mal einen Meta-Workshop gehalten. In unserem “Workshop-Workshop” ging es mal nicht um die kommende Strategie oder nächste Innovation oder Story eines Kunden, sondern darum, wie sich Workshops gut moderieren lassen. Zu diesem Moderationstraining hat Dirk hier bereits einen Rückblick verfasst. Passend zur Frage, wie man gute Workshops moderiert, fällt mir ein Ausspruch ein, den ich aus dem Eventbereich kenne: “Location, Location, Location” – und in gewissem Maße gilt das für Workshops ganz genauso.

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Viel zu oft werden Workshop-Teilnehmer in fensterlosen Hotel-Souterrains erstickt, versandet Kreativität in 0815-Auslegeware, sollen sich große Ideen in Räume quetschen, die auf Quadratmeter-pro-Kopf-Stapelbarkeit optimiert sind. Als Workshop-Moderatoren ist es unsere Aufgabe, uns auch mit suboptimalen Umgebungen zu arrangieren. Wir versuchen aus jeder Workshop-Location das Beste heraus zu holen. Aber.

Aber viel mehr Spaß macht es freilich, wenn die Location nicht hindert, sondern beflügelt. Wenn der Raum selbst, Raum für Kreativität öffnet. Wenn der Ort hilft, die Teilnehmer zu aktivieren. Dann läuft die Workshop-Location  zum Co-Moderator auf, setzt ihrerseits Akzente und Energien frei.

Off-Location als Workshop-Co-Moderator

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All das macht die  Hanseatische Materialverwaltung als Off-Location weltmeisterlich. Hier lagern in zwei riesigen alten Bahnhallen tausende ausgemusterte Theaterrequisiten, Elemente von vergessenen Bühnenbildern, ausgeknipsten Fotostudio-Props bis hin zu zahllosen Elektro-Geräten, die irgendwann mal irgendeine Funktion in irgendeiner Hamburger Fabrik hatten. Ihrer ursprünglichen Funktion beraubt, residieren diese Requisiten-Rentner nun in der Hanseatischen Materialverwaltung und warten darauf wieder entdeckt zu werden.

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Jeder hat Zutritt zu diesem unerschöpflichen Fundus, kann stöbern und fast Alles ausleihen oder kaufen. Die Preise variieren dabei je nach vorhandenem Budget des Kunden. Bei einer Anfrage für die Hanseatische Materialverwaltung als Location für einen Workshop, ein Foto-Shooting oder sonst ein Event läuft es genauso. Je nach Umfang der Anfrage und finanziellen Möglichkeiten liegt die Tagesmiete irgendwo zwischen 300 Euro für einen kleinen Workshop und 3000 Euro für ein großes Event.

Die Macher der Materialverwaltung haben Erfahrung als Bühnenbildner im Event-, Film- und Theaterbereich und helfen auf Wunsch gerne die Räume zu verwandeln. Und wenn’s gewollt ist, Räumen sie Flächen auch  leer. Die Fundus-Halle hat 700qm, viele Winkel und Ecken zwischen den Lagerregalen und eine zweite Hochebene mit 110qm – von da oben gibt es einen tollen Blick auf das darunter liegende Requisitenmeer.

Unser Moderationstraining fand in der Depothalle statt. Die hat 800qm, überall stehen riesige Bühnenbildelemente herum und gleichzeitig gibt es wunderschöne Blickachsen, die auch bei miserablem Wetter Weitblick ermöglichen und sich hervorragend für raumgreifende Workshop-Methoden wie Aufstellungen nutzen lassen. Zum “einfach mal die Beine vertreten” muss hier eigentlich niemand den Workshop-Raum verlassen. Spazierengehen lässt sich überdacht.

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Ein paar Haken dieser Off-Location

Moment mal, große alte Bahnhalle mit hoher Decke – wird es da nicht im Winter bitter, bitter kalt? Ja, ganz bestimmt sogar. Das muss in der Planung berücksichtigt werden. Es wäre wohl zu lösen: für 500 Euro am Tag lässt sich die Halle laut Betreiber workshop-mollig-warm heizen. Aber im Ernst – so einen Halle für ein paar hundert Euro aufwärmen? Nur für einen Workshop. Nein, dann doch lieber im Sommer nutzen oder die Kälte im Winter thematisch einbeziehen. Etwa: “Warm Anziehen für die Krisenkommunikation”.

Apropos Planung: Die Fotos sehen umwerfend aus, mein Bericht gleicht einer Lobeshymne – keine Schwächen? Doch, klar. Die gibt es. Um von der Depothalle zu den sanitären Einrichtungen zu gelangen, geht’s einmal raus aus dem Gebäude, rein ins Nachbargebäude und dort ein paar Treppen rauf. Und dieser Weg macht auch nur dann Sinn, wenn du daran gedacht hast, den Schlüssel mitzunehmen. Also in etwa so, wie auf einer beliebigen Shell-Tankstelle. Das ist sicher nicht für jeden Workshop-Kunden das ideale Szenario und kostet Zeit.

Außerdem gibt es Publikumsverkehr – sollte das nicht gehen, etwa weil an der unfassbar geheimen Unternehmensstrategie 2025 gearbeitet werden soll, müsst Ihr das in der Planung unbedingt ansprechen. Ein weiterer Haken ist die Anreise mit dem öffentlichen Nahverkehr. Die Materialverwaltung liegt zwar irgendwie zentral, aber trotzdem ab vom Schuss. Parkplätze sind hingegen ausreichend vorhanden.

Punk-Rock-Workshop-Location

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Dieses Bild stammt nicht aus unserem Workshop – zeigt aber, wie wandlungsfähig die Location ist.

Kurzum: Wenn der Workshop eine große Portion Punk-Rock haben darf, es kreativ und offen hergehen soll, wenn der ungewöhnliche, phantasiebeflügelnde Ort in der SWOT-Analyse mehr zählt, als Tagungshotelkomfort, dann ist die Hanseatische Materialverwaltung eine Workshop-Location, die ihresgleichen sucht. Hier würde ich wahnsinnig gerne mal einen 2-tägigen Workshop gestalten, in dem die Teilnehmer nicht nur klein mit Lego, sondern mit Staplern und Muskelkraft gleich ganze Bühnenbilder zu gestellten Fragen bauen:

  • Bauen Sie bitte aus den Requisiten Ihre Unternehmensstrategie als Bühnenbild!
  • Oder: Schildern Sie Ihre Unternehmensgeschichte als Zimmereinrichtung!

Tipps für gute Workshop-Orte

workshop-off-location-hanseatische-materialverwaltungAbschließend noch eine Bitte: Wir machen hier unsere liebsten Locations publik und gehen damit das Risiko ein, dass sie bei unserer nächsten eigenen Anfrage vielleicht ausgebuchter sind, als uns lieb ist. Ich würde mich riesig freuen, von Euch im Gegenzug Tipps in den Kommentaren (oder per Mail) für tolle Locations in Hamburg, im Umland aber gerne auch ganz woanders and Herz gelegt zu bekommen – gerade auch zu Off-Loactions,Orten, die eigentlich nicht direkt als Workshop-Location auftauchen. Vielen Dank!

 

Fakten zur Workshop-Location: Hanseatische Materialverwaltung

  • Anschrift: Stockmeyerstraße 41, 20457 Hamburg
  • Website mit weiteren Infos: Hanseatische Materialverwaltung
  • Preise: 300 bis 3.000 Euro zzgl. MwSt
  • Größe: 110qm bis 800qm (auf Wunsch können kleinere Bereiche auch mit Stellwänden abgetrennt werden
  • Räumliche Besonderheiten: Platz ohne Ende. Riesiger Theater-Fundus.
  • Besonders geeignet für: Workshops mit viel Bewegung und Aktivität. Also für Aufstellungen, Rollenspiele, Kleingruppen-Arbeit und natürlich Workshops in denen der wunderbare Fundus einbezogen werden kann.
  • Catering/Verpflegung: Catering muss selbst organisiert werden. Gekühlte Getränke gibt es für 2 Euro/Stück über die Materialverwaltung.

Valentin Heyde
Kategorie: Locations

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Als Berater und Moderator arbeitet Valentin Heyde an der Schnittstelle von Strategie, Innovation und Organisationsentwicklung. Er berät Mittelständler, Konzerne, Startups und Einzelpersonen wie CEOs oder Stifter. Berufstätig seit 1997, arbeitete er fünf Jahre als freiberuflicher Journalist für das FOCUS Magazin, produzierte Web-TV-Shows für AOL Deutschland und wechselte 2003 dann in die PR- und strategische Kommunikationsberatung. Gute Geschichten und Storytelling sind ihm ein Herzensthema, das er unter anderem als Dozent an der Hamburger Akademie für Publizistik weiter gibt. Valentin Heyde ist Diplom-Politologe, Fotograf und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Hamburg. Kontakt auf Linkedin

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