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Corporate BarCamp – So geht Unternehmenskonferenz heute

Corporate Barcamps

Teil 1: Was macht Corporate BarCamps so besonders?

Mit unserem zweiten Gastbeitrag widmen wir uns dem Thema „Neue Veranstaltungsformate für Unternehmenskonferenzen“. Mit Moritz Avenarius haben wir einen Gastautoren gewinnen können, der als selbständiger Moderator seit langem Formate für Großgruppen wie BarCamp oder World Cafe in unternehmerische Kontexte übersetzt. Wir kennen Moritz seit einer gefühlten Ewigkeit hier aus dem Hamburger Betahaus-Kontext. Anfänglich haben Moritz und ich über Tools und Tratsch der Zukunftsforschungsszene geplauscht. In letzter Zeit haben wir dann stärker über Erfahrungen und Tools der Großgruppenmoderation gesprochen. Wir freuen uns sehr, dass Moritz diesen Blog mit einer kleiner Corporate-BarCamp-Gastartikel-Serie bereichert. Vielen Dank, Moritz!

Teil I: Was macht Corporate BarCamps so besonders?
Teil II: Wie organisiere ich ein perfektes Corporate BarCamp? 

In diesem Jahr gibt es ein Jubiläum zu feiern: vor zehn Jahren wurden in Berlin, Wien und Zürich die ersten BarCamps im deutschsprachigen Raum organisiert. Seither begeistert dieses lebhafte Veranstaltungsformat mit seiner Energie tausende Menschen. Die Seite barcamp-liste.de zählt pro Jahr ca. 150 dieser Events in der DACH-Region. Und ich gebe zu: Auch ich bin ein großer Fan der BarCamps!

BarCamps sind auch für Unternehmen ideal

Immer mehr Unternehmen entdecken und nutzen BarCamps, sowohl als rein interne Veranstaltung nur für die eigenen Mitarbeiter, als auch zur Vernetzung mit Kunden, Lieferanten und sonstigen Stakeholdern. Doch was macht den speziellen Reiz dieser Events aus? Und welche Aspekte sollten vor allem Firmen beachten, die mit dem Gedanken spielen selbst ein „Corporate BarCamp“ zu organisieren? Hierfür kommen meine Tipps aus mehr als 12 organisierten BarCamps.

BarCamps sind wie Wikipedia – nur live

BarCamps sind halb- bis zweitägige Großgruppenveranstaltungen. Sie adaptieren das seit den 1980er-Jahren etablierte Format des „Open Space“ für das Internet-Zeitalter. Jeder Mitarbeiter kann mitmachen und aktiv sein (Fach-)Wissen einbringen, fast wie bei Wikipedia, nur eben in einem Live-Event. Die Organisatoren geben in der Regel einen Themenschwerpunkt vor. Ein Camp lebt von der Vielfalt an Sichtweisen, Wissen und Erfahrung, die alle Anwesenden zur Veranstaltung einbringen. Alle Teilnehmer sind daher gemeinsam verantwortlich für die Inhalte, Ergebnisse und den Erfolg ihres BarCamps. Ein solches Event gehört Euch, die ihr es macht!

Corporate BarCamp - Moritz Avenarius

Alle machen mit beim Stiftungscamp – Foto: Besim Mazhiqi

So laufen Corporate BarCamps ab

Zu Beginn des Camps organisieren die Mitarbeiter gemeinsam die Tagesagenda. Und das geht so: Du gehst auf die Bühne und stellst dich und dein Thema kurz dem Plenum vor. Per Handzeichen gibt dir das Publikum Rückmeldung, wie viel Interesse dein Sessionvorschlag (eine solche Session dauert in der Regel 45-60 Minuten) in der Runde findet. Je nach angezeigtem Feedback erhältst du einen entsprechend großen oder kleinen Workshopraum zugeteilt. Alle Sessionvorschläge und -verteilung auf die Räume werden vom BarCamp Moderator auf einer Metaplan-Pinnwand festgehalten und so entsteht in kurzer Zeit die Agenda.

„Durch das kompakte Format der sog. Sessions, die aus einem Vortrag, einer Diskussion aber einfach auch nur einer Frage eines Teilnehmers bestehen kann („wie funktioniert eigentlich X?“), gibt es in aller Regel eine hohe Lernkurve – durch die Vielzahl der Sessions sogar auf vielen Gebieten. Das klappt extern wie intern hervorragend – und hilft oft, relevante Themen noch besser zu identifizieren“
Stefan Evertz, BarCamp Moderator

Also nochmal in Kürze:

  • Die Tagesagenda wird gemeinsam festgelegt
  • Jeder stellt sein Thema vor
  • Publikum gibt Feedback
  • Räume werden nach Stärke des Interesses an einer Session verteilt
  • Los gehts!

Corporate BarCamps bieten Unternehmen viele Vorteile

Ich kann BarCamps für Unternehmen nur empfehlen. Für eine große deutsche Unternehmensstiftung moderierte ich beispielsweise ein halbtägiges internes BarCamp und unterstützte das Organisationsteam bei der Vorbereitung. Vom Vorstandsvorsitzenden bis zum Hausmeister machten alle mit. Die Themenvielfalt der vorgeschlagenen Sessions reichte von „wie nutze ich interaktive Whiteboards für Meetings“ über „Social Media Konzepte für die Öffentlichkeitsarbeit unserer Stiftung“ bis „Yoga im Arbeitsalltag“. Zum Abschluss des Events gab es zudem einen internen Marktplatz, auf dem sich Mitarbeiter in Gruppen zusammenfanden, die im Nachgang zum Camp ein bestimmtes Session-Thema konkret vertiefen und weiter bearbeiten wollten.

„Vom geballten Know-How der anderen Teilnehmer kannst du gnadenlos profitieren. Ich persönlich habe Dinge gelernt, über die ich schon immer mal mehr wissen wollte – von Suchmaschinenoptimierung und den besten WordPress-Plugins über Creative-Commons-Bilder bis hin zur Frage: „Wie stelle ich mich eigentlich am professionellsten auf Xing und LinkedIn dar?“
Christina Wunder auf ChapterOneMag

Die Belegschaft steht im Zentrum

Bei einem BarCamp stehen also die Interaktionen zwischen Dir und Deinen Kollegen im Zentrum des Geschehens. Im Unterschied zu einer klassischen Konferenz seid ihr nicht passives Publikum. Du setzt hier die Themen und kannst dein Wissen mit allen teilen. So werden aus Zuhörern Mitgestalter. Jeder Themenvorschlag ist willkommen, ganz nach dem Motto „geht nicht gibt es nicht“.

Corporate BarCamp - Moritz Avenarius

Alle machen mit beim Stiftungscamp – Foto: Besim Mazhiqi

Ideen und Impulse von außen ins Unternehmen holen

Einen Schritt weiter in der Vernetzung mit externen Stakeholdern ging dieses Jahr die Commerzbank mit dem open:space CLUB. Dieses Event wurde als kuratiertes Barcamp konzipiert – eine offene Tagung mit offenen Workshops. Das Ziel der Veranstalter war, die Diskussionen über die Zukunft von Banken einem interessierten Teilnehmerkreis zu öffnen und die Entwicklung kreativer Ideen zu fördern. Ein voller Erfolg: Die Teilnehmer entwickelten gemeinsam neue Strategien und schmiedeten gemeinsam Handlungspläne. So erweiterte die Commerzbank den eigenen Wissenshorizont und machte sich neue Ideen zu eigen.

„Wenn obendrein Kunden oder Geschäftspartner eingebunden werden, ergeben sich noch mehr Potenziale. Hierdurch erhalten Sie zusätzlich wertvolle Impulse von außen und geben auch nach dort welche. Außerdem präsentieren Sie sich als offenes und innovatives Unternehmen. Bestehende Geschäftsbeziehungen können so intensiviert und ausgebaut werden.“
Jan Theofel, BarCamp Moderator

Checkliste: darum sind Corporate BarCamps toll

  • alle können mitmachen
  • der Erfahrungs- und Wissensschatz im Unternehmen wird sicht- und erlebbar
  • Themen kommen zur Sprache, für die sonst im Arbeitsalltag weder Platz noch Zeit ist
  • stärkt das „Wir-Gefühl“ im Unternehmen
  • ermöglicht auf neuartige Weise mit Kunden, Lieferanten, Stakeholdern etc. Wissen auszutauschen und geschäftsrelevante Themen zu diskutieren
  • … machen einfach Spaß und begeistern

tl;dr

BarCamp = Stelle gut sichtbar ein Schild auf, schreibe Thema, Ort und Zeit darauf und schau, wer sich hierzu versammelt.

Jetzt wollt ihr sicher wissen, wer was konkret macht bei der Vorbereitung und Durchführung eines Corporate BarCamps? Und was typische Dos & Don’ts für ein Corporate BarCamp sind… das erzähle ich euch in Teil II 😉

Jörg Jelden

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