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Bullshit-Hangman: Warum Trend-Begriffe Gift sind

Bullshit-Hangman

Kennt Ihr das auch? Man hat intensive Auseinandersetzungen im Workshop, es fliegen Schlagworte und Trend-Begriffe hin und her, und mehr und mehr macht sich das Gefühl breit, eigentlich meint jeder bei jedem Schlagwort etwas anderes. Um dem vorzubeugen, haben Dirk und ich ein kleines Tool entwickelt, das an ein Spiel aus der Schulzeit erinnert: Den Bullshit-Hangman

Schlagworte wie Digital Transformation, Big Data, Content Marketing sind in Workshops häufig leere Container. Jeder kennt sie. Jeder benutzt sie. Jeder meint damit etwas anderes. In der Konsequenz weiß am Ende keiner mehr, was eigentlich gemeint ist und man kann keine Einigung erzielen, weil ein gemeinsames Verständnis fehlt. Dirk hatte den Gedanken der leeren Container ja schon in seinem Beitrag über Sprachfloskeln angerissen.

Schlagworte und Trendbegriffe konkretisieren

In Workshops versuchen wir die Teilnehmer dazu zu bringen, klarer zu sagen, was sie mit bestimmten Schlagworten und Trend-Begriffen meinen. Wir wollen, dass die Begriffe konkretisiert werden. Wir wollen wissen, welche Prozesse digitalisiert werden sollen, welche Daten wofür genutzt werden sollen, wie man sich mit Inhalten vermarkten will. Allzuhäufig rutschen die Teilnehmer trotzdem zurück in die Schlagwort-Gewohnheit. Etablierte Begriffe werden mit bestimmten Grob-Ideen verbunden und nicht mehr hinterfragt. Diese Schlagworte sind Oberflächen-Konsens: man scheint sich einig zu sein, ohne tieferzugehen. Man vermeidet konflikthafte Klärungen, aber bleibt vage.

Mit dem Bullshit-Hangman leere Container vermeiden

Wir führen daher manchmal zu Beginn eines Workshops den so genannten Bullshit-Hangman ein. Dafür nehmen wir einen Blanko-Flipchart-Bogen, schreiben „Bullshit-Hangman“ oben drüber und erklären das Konzept. „Jedes Mal wenn ein Teilnehmer ein Wort aus der Kategorie Bullshit-Bingo benutzt, machen wir einen der zehn Striche für ein Galgenmännchen. Ihr kennt die Spielmechanik wahrscheinlich vom Galgenmännchen aus der Schulzeit. Wer so ein Wort dann benutzt hat, muss auch klar sagen, was er damit meint.“ Damit ist der Bullshit-Hangman konstruktiver als ein Bullshit-Bingo.

Meistens führt das so einem schönen ersten Lacher und Eisbrecher. Im Verlauf des Workshops ergibt sich dann häufig die Dynamik, dass die Teilnehmer sich selbst ertappen und uns als Workshop-Leiter auf einen Strich hinweisen. Man kann bei dem Bullshit-Hangman bei jedem Strich des Galgenmännchens noch den Begriff hinschreiben und auch die Klärung bzw. Konkretisierung des Begriffs auf Post-Its dazuhängen. Dadurch entwickeln sich gerne auch mal Nebendiskussionen über das, was die einzelnen Teilnehmer eigentlich (bisher) unter dem Begriff verstanden haben. In der Folge verstecken sich die Teilnehmer weniger hinter diesen Modewörtern und drücken sich konkreter aus.

Ich habe es bislang noch nicht erlebt, dass der Bullshit-Hangman vollständig wird. Falls doch, sollte man eine Bestrafung / Belohnung in der Hinterhand haben. Dies kann z.B. ein Trash-Geschenk (z.B. aus einem 1 Euro Laden) für die Person sein, die den letzten Strich verursacht. Oder aber auch ein Schuss aus der Konfettipistole.

Vorsicht, wenn es Teilnehmer blockiert

Beim Einsatz des Bullshit-Hangmans sollte man darauf achten, dass das Tool die Teilnehmer nicht demotiviert, ihre Gedanken zu äußern. Uns ist es mal passiert, dass ein Teilnehmer hinterher sagte, er habe sich gar nicht mehr getraut, etwas zu sagen, weil er nicht Gefahr laufen wollte, das Galgenmännchen zu vervollständigen. Dem kann man entgegenwirken, indem man die Logik umdreht und vorrangig die Begriffe feiert, die man klären konnte, statt das Bullshit-Wort zu ahnden.

 

Wir würden uns sehr über Eure Erfahrungsberichte und Fotos mit diesem schönen Mini-Tool freuen.

Jörg Jelden

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