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Warum Du komplexe Themen mit Workshops voranbringen kannst

Brigitta Nickelsen Komfortzonen

7 Fragen an Brigitta Nickelsen von Radio Bremen.

Vor ziemlich genau fünf Jahren haben Brigitta Nickelsen und ich gemeinsam das Metaplan-Qualifizierungsprogramm absolviert und uns kennengelernt. Brigitta war eine der auffälligsten Personen dort und hat einige spannende Cases aus Ihrer Praxis bei Radio Bremen eingebracht. Ein guter Grund also Brigitta im Rahmen unserer Porträt-Reihe zu befragen. Und da es in Bremen viele weitere spannende Leute gibt, werden wir am 19. Januar unseren Workshop-Workshop auf der Bühne der Shakespeare Company wiederholen. Zur Anmeldung geht es hier.

 

1. Brigitta, stell Dich und Deine Arbeit bitte kurz vor

Ich bin gelernte Journalistin und habe lange schwerpunktmäßig für Nachrichten- und Talk-Magazine im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gearbeitet – als Reporterin, Sendungsplanerin und auch Moderatorin. Das Führen von heterogenen, meinungsstarken Teams mit dem Ziel, häufig auch unter Zeitdruck zu kreativen Ergebnissen zu kommen, habe ich dabei immer sehr gern getan. Ebenso habe ich in der Zeit bereits das Moderieren von komplexen Veranstaltungen trainiert, bei denen jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer gehört und ernst genommen werden will.

Über die Aufgabe „Projektleitung Radio Bremen Neu“ – da ging es um die Entwicklung und Realisierung des Neubaus von Radio Bremen (Hörfunk, TV, Internet) mit zukunftsweisender technischer Infrastruktur; mit neuen Teamzusammensetzungen und Workflows auf neu gestalteten Flächen sowie einem neuen Organigramm – bin ich auf die Managementseite des Senders Radio Bremen gelangt. Mit Fortbildungen u. a. bei Metaplan (Diskursive Unternehmensführung und –beratung) sowie am IMD in Lausanne (High Performance Leadership) habe ich mir systematischen, theoretischen Management-Hintergrund geholt.

Seit 2010 bin ich eines von drei Mitgliedern des gesetzlichen Direktoriums von Radio Bremen. Mein Titel heißt:  „Direktorin für Unternehmensentwicklung und Betrieb“. Damit bin ich Impulsgeberin für die strategische Unternehmens- und Organisationsentwicklung, sowie verantwortlich für die Fachbereiche Finanzen, Personal und Personalentwicklung, Technik und Produktion. Ich sitze in meiner Funktion außerdem dem Aufsichtsrat unserer hauseigenen Versorgungskasse vor und bin Mitglied in zwei weiteren Aufsichtsräten von Medienunternehmen, an denen Radio Bremen Anteile trägt. Das Lösen von komplexen Herausforderungen, das Initiieren von immer wieder neuen Veränderungsprozessen sowie der Umgang mit Konflikten ist heute mein Tagesgeschäft.

2. Wann denkst Du darüber nach (extern moderierte) Workshops anzusetzen?

Sehr häufig. Wir haben damit im Grunde seit 2003 zu Zeiten des Projektes „Radio Bremen Neu“ begonnen, weil wir in diesem schwierigen Projekt einen groß angelegten Beteiligungsprozess für alle Bereiche des Hauses aufgelegt haben. Dieses Projekt war so  belegt mit Widerstand, Erwartungen und Konflikten, dass wir an vielen Stellen nur mit externer Moderation überhaupt weiter gekommen sind.

Da wir – inzwischen im neuen Haus – seit 2010 in meinem Geschäftsbereich, aber auch darüber hinaus zusammen mit der Programmdirektion fast ausschließlich mit komplexen Themen befasst sind, die fast immer verschiedenste Bereiche und Interessen betreffen, leite ich selbst sehr häufig moderierend Kurzworkshops. Diese Form des Diskurses hausintern, um strukturiert weiter zu kommen, habe ich eingeführt und wird als Technik hausintern auch häufig von Kolleginnen und Kollegen übernommen. In regelmäßigen Abständen, wenn wir strategische Grundsatzdiskussionen führen, wenn ein Konflikt zwischen den Bereichen sehr groß ist und ich in meiner Funktion selbst als Interessen-Geberin betroffen bin oder wenn wir in unserem Führungskräfte-Entwicklungsprogramm neue Elemente einführen, gestalten wir extern moderierte Workshops.

3. Dein schönstes Workshop-/ Moderations-Erlebnis?

Ich konnte vor einigen Jahren den damals noch neuen Intendanten von Radio Bremen gemeinsam mit Mitgliedern der erweiterten Geschäftsleitung als ganz neue Direktorin dafür gewinnen, einen Radio Bremen-Zukunfts-Strategie Workshop mit Metaplanern in Quickborn zu machen. Eine Veranstaltung in dieser Art der Moderation und in diesem finanziellen Rahmen hatte Radio Bremen vorher so noch nicht gemacht – ich habe dafür gestanden, dass sich der Workshop für uns als Geschäftsleitung lohnen würde. Das war dann zum Glück auch so. „Der Geist von Quickborn“ wird heute bei uns in der Geschäftsleitung noch manchmal zitiert.

4. Ich bekomme Ausschlag, wenn ein Moderator, oder gar eine Moderatorin …

nicht zuhört, Subtexte nicht bemerkt, nicht flexibel auf das eingeht, was im Raum ist, den roten Faden verliert oder Zeitpläne und Vorgehensverabredungen ignoriert oder über den Haufen wirft, ohne dies mit den Workshopteilnehmenden rückgekoppelt zu haben.

5. Worauf achtest Du / achtet Ihr bei der Auswahl von Moderatoren ganz besonders? 

Zugewandtheit zum Kunden, Anknüpfungsfähigkeit an die Themen; Klarheit im Auftreten, Professionalität; übernimmt Verantwortung für den Erfolg des Auftrags, auch dadurch, dass er oder sie von mir als Auftraggeberin Dinge einfordert (Mitarbeit, Positionierung, Definition von Erfolge bez. erwünschten Ergebnissen, setzt ggf. auch Grenzen); ist gut strukturiert, trotzdem flexibel und trotzdem wiederum verlässlich im Zeitmanagement;  hält Zusagen im Vorfeld, im Nachgang und während des oder der Workshops ein.

6. Was ist Deine Lieblings- oder Traum-Location für gemeinsames Arbeiten?

Wesertower, 20. OG – Hochhaus am Eingang der neuen Bremer Hafencity – großartige Glaswände bis zum Boden in den Eckräumen, mit tollem Ausblick in die Wolken, über die Weser oder die Stadt – inspirierend.*

7. Wie müssen die Workshop-Ergebnisse gestaltet sein, damit sie im Alltag genutzt und umgesetzt werden?

Handlich, nachvollziehbar, übersichtlich im Sinne von „was sind die nächsten Schritte“, (!) im Sinne von: „Es kann nur dieses oder jenes Ergebnis geben“;  verbindlich in Verabredungen von Vorgehen, damit verknüpft ein Rückkoppelungssystem mit Auftraggebenden, so dass die Mischung aus gestalterischer Freiheit und mutigem Vorgehen auf der einen Seite sowie der Unterstützung, Beratung und hierarchischen Absicherung auf der anderen Seite für die Akteure gegeben ist.

Liebe Brigitta, vielen Dank!

Wenn Du als Leserin oder Leser  auch mehr Moderieren willst, kannst Du am 19. Januar an unserem Workshop-Workshop in der Bremer Shakespeare Company teilnehmen. Hier geht es zur Anmeldung. Einen Überblick über die Inhalte findest Du auch im Review unseres ersten Workshop-Workshops in Hamburg.

*Leider ist diese Location inzwischen anderweitig vermietet und steht nicht mehr für Workshops zur Verfügung.

Jörg Jelden

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